„Nachhaltigkeit heißt für uns, dass wir Mensch und Umwelt stärken“

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18.07.2023

Die Pax-Bank ist im Juli mit einem neuen Claim an die Öffentlichkeit gegangen: "Die Bank für Veränderung". Im Interview erklären die beiden Vorstandsmitglieder Dr. Klaus Schraudner und Hans-Bernd Kloth, wie der Claim entstanden ist, welche Zielgruppen die Pax-Bank anspricht und wie sie zu Veränderungen stehen.

  • Die Gesellschaft befindet sich in einem Transformationsprozess, der auch die Pax-Bank sowie ihre Kundinnen und Kunden betrifft.
  • Um ihr Profil als christlich-nachhaltige Bank unter veränderten Rahmenbedingungen zu schärfen, hat die Pax-Bank 2022 einen umfangreichen Markenbildungsprozess gestartet.
  • Die neue Markenpositionierung der Pax-Bank bringt die Entwicklung der Bank in den vergangenen Jahren zum Ausdruck.

Herr Dr. Schraudner, sind Sie ein Mensch, der offen ist für Veränderungen?

Dr. Klaus Schraudner: Ich brauche keine Veränderung nur um der Veränderung willen. Aber ich sehe mich schon als jemanden, der sinnvolle und notwendige Anpassungen aktiv anstößt. Ich fürchte, wenn Sie meine Kolleginnen und Kollegen im Haus fragen würden, dann gäbe es sicher einige, nach deren Ansicht ich manchmal zu viele Veränderungen gleichzeitig vorantreibe.

Hans-Bernd Kloth: Das kann ich bestätigen.

Dr. Klaus Schraudner: (lacht) Aber es geht hier nicht um mich oder Hans-Bernd Kloth. Ich weiß, dass es viele Menschen gibt, bei denen schon das Wort Veränderung Sorgen auslöst. Schließlich birgt jede Veränderung eine gewisse Unsicherheit. Doch ob es uns gefällt oder nicht: Unsere Gesellschaft steht vor einer gewaltigen Transformation. Stillstand ist keine Alternative. Wenn wir unseren Kindern und Enkelkindern eine lebenswerte Welt hinterlassen wollen, dann müssen wir die Art, in der wir leben, ändern. Dieser Transformationsprozess betrifft natürlich auch die Kundinnen und Kunden der Pax-Bank. Denken Sie an die Privatkundin, die nicht weiß, ob sie noch eine Gasheizung in ihrem Haus einbauen darf. Oder an die Pflegeheime und Krankenhäuser, die sich zunehmend mit den Chancen und Risiken der Digitalisierung konfrontiert sehen.

Hans-Bernd Kloth: Gerade weil diese Veränderungen mit Unsicherheit behaftet sind, brauchen unsere Kundinnen und Kunden einen starken Partner an ihrer Seite – wenn Sie so wollen einen Fels in der Brandung der Veränderung. Wir möchten sie auf diesem Weg als loyaler, zuverlässiger Partner positiv begleiten und gemeinsam mit ihnen die Chancen nutzen, die dieser Veränderungsprozess bietet. Denn nur mit vereinten Kräften können wir unsere Zukunft sozial, ökologisch und ökonomisch gestalten. Das ist im Grunde genommen nicht neu, denn so haben wir Kundenprojekte schon immer betreut. Aber in unserem Claim "Die Bank für Veränderung" bringen wir diesen Anspruch und dieses Angebot zum Ausdruck.

Dr. Klaus Schraudner sitzt in einer Gesprächssituation auf einem schwarzen Sessel.

Früher nannte sich die Pax-Bank "Bank für Kirche und Caritas". Bedeutet der neue Claim eine Abkehr von Ihren traditionellen Kundengruppen?

Dr. Klaus Schraudner: Keinesfalls. Wir wenden uns nicht ab von bestehenden Kunden, sondern wir öffnen uns für weitere Zielgruppen, die unsere Werte als christlich-nachhaltige Bank teilen. Sie dürfen nicht vergessen: Die Kirche selbst steht vor tiefgreifenden Veränderungen, gerade bezogen auf die finanziellen Fragestellungen. Die Vielzahl der Austritte und der demographische Wandel wird das Steueraufkommen für die Bistümer massiv reduzieren, so dass viele Bistümer schon heute nach radikal neuen Wegen suchen. Unsere Haltung "wertebasiert christlich" zeigt: Wir stehen nach wie vor zur Kirche und ihren Institutionen. Kurz gesagt: Unsere Werte bleiben, die neue Marke fasst diese lediglich in einem modernisierten Erscheinungsbild zusammen.

Pax-Bank Vorstand Hans-Bernd Kloth in einer Gesprächssituation.

Welche Werte meinen Sie konkret? Oder anders gefragt: Was unterscheidet die Pax-Bank von anderen Nachhaltigkeitsbanken?

Hans-Bernd Kloth: Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen, die sich heute Nachhaltigkeit auf die Fahnen schreiben, sind ethische Entscheidungen bei uns kein Trend, sondern seit der Gründung der Pax-Bank 1917 tief in unseren Wurzeln verankert. Unser Fundament liegt in den christlichen Werten Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Diese bildeten schon immer eine Grundlage unseres Handelns. Das heißt für mich, dass wir uns durch unseren christlichen Glauben leiten lassen. Daran lassen wir uns messen. Aus dieser christlich-nachhaltigen Tradition heraus haben wir bereits Ende der 1980er-Jahre unsere ersten nachhaltigen Fonds angeboten, die Unternehmen und Staaten mit bestimmten kontroversen Geschäftsfeldern und -praktiken ausklammern – also lange bevor das Thema im Mainstream angekommen ist. Genau diese Verbindung – katholische Soziallehre und Historie – macht uns aus. Wir stehen für Anstand im Wirtschaftsleben, für den anständigen Umgang miteinander in der Bank sowie mit Kunden und Geschäftspartnern. Und insofern glaube ich sind wir als Bank schon unverwechselbar und nicht einfach austauschbar.

Antrieb und Zweck der Pax-Bank

Alles, was wir tun, muss Mensch und Umwelt stärken, um unseren Beitrag für eine lebenswerte Welt zu leisten.

Wie lebt die Pax-Bank diese Werte in der Praxis?

Dr. Klaus Schraudner: Ich glaube, das kommt am besten in dem zum Ausdruck, was wir in unserer neuen Markenpositionierung als unseren Anspruch und Zweck definiert haben: "Alles, was wir tun, muss Mensch und Umwelt stärken, um unseren Beitrag für eine lebenswerte Welt zu leisten." Das heißt, wir bieten ausschließlich Angebote und Leistungen, die eine positive Wirkung für Mensch, Umwelt und Gesellschaft im Blick haben. Der Mensch steht für das Soziale, also das S der ESG-Kriterien, für den Blick auf soziale Gerechtigkeit, auf Arbeitnehmerrechte in der Anlage, aber auch für das soziale Miteinander untereinander im Betrieb. Umwelt – das E der ESG-Kriterien – zeigt die Notwendigkeit auf, den Klimawandel zu stoppen, mit allen Aspekten, die dazugehören, also neben dem Thema CO2-Ausstoß auch Wasser, Biodiversität, Plastikverschmutzung und vieles mehr. Wir haben sehr bewusst "Alles, was wir tun" geschrieben. Es muss uns gelingen, diese Ausrichtung zu verinnerlichen.

Hans-Bernd Kloth: Insofern ist das eine wirklich starke Aussage. Einmal als Anspruch an uns selbst intern, aber auch als Zusage an unsere Kunden und Geschäftspartner. Dieser Anspruch gilt für alle Facetten des Bankgeschäfts: im Rahmen des Bankbetriebs, in der Anlageberatung wie auch in der Finanzierung, in der Betriebsökologie, aber auch in dem, was wir gutes Unternehmertum nennen.

Positionierungsstatement der Pax-Bank

Die Finanzwirtschaft darf die nachhaltige Entwicklung unserer Gesellschaft nicht ausbremsen. Nur mit vereinten Kräften können wir die Veränderung in eine sozial, ökologisch und ökonomisch gerechtere Welt schaffen. Deshalb verbinden wir die Potenziale von Finanzen für das Gute, indem wir Mensch und Umwelt stärken. Mit einem klaren Fokus auf Nachhaltigkeit in Beratung, Geldanlagen, Finanzierung und Banking leisten wir unseren Beitrag für eine lebenswerte Zukunft.

Was war überhaupt der Anlass für den neuen Claim?

Dr. Klaus Schraudner: Wir leben in einer Welt mit sich stetig wandelnden Herausforderungen. Der eben bereits erwähnte Wandel in Kirche und Gesellschaft hat uns in den letzten Jahren massiv betroffen, was dazu geführt hat, dass wir uns schon vor Jahren bewusst für weitere Kundengruppen wie die Sozialbranche geöffnet haben. Auch intern hat sich die Pax-Bank verändert. Wir haben uns durch Neueinstellungen erheblich verjüngt und neue Methoden wie agiles Arbeiten eingeführt.

Hans-Bernd Kloth: Veränderung ist der Normalfall, und es geht letztendlich darum, Veränderung gut zu gestalten. Das gelingt dann am besten, wenn der Einzelne sich nicht aus dem Blick verliert, sondern sich darauf besinnt, was ihn antreibt, wofür er steht und was seine Stärken sind, die er dann im Veränderungsprozess idealerweise auch konstruktiv ins Spiel bringt, damit Veränderungen bewusst gestaltet werden.

Dr. Klaus Schraudner: Und deshalb haben wir uns irgendwann die Frage gestellt: Wofür steht die Pax-Bank eigentlich? Was treibt uns an, was macht uns aus, warum glauben wir an das, was wir tun? Und was haben andere davon? Das war 2022 – kommend aus einem Missionsprozess und der intensiven Beschäftigung mit der katholischen Soziallehre - der Startschuss für einen intensiven Markenbildungsprozess, den wir zusammen mit vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und mit Unterstützung der Marken- und Kommunikationsberatung "Gute Botschafter" gestaltet haben. Unser Ziel war es, den Kern der Pax-Bank, also das, was uns seit über 100 Jahren in unserer Haltung vereint, auf den Punkt zu bringen. Das heißt, wir haben uns nicht einfach einen Claim wie ein Etikett angeklebt. Vielmehr ist die Markenpositionierung Ausdruck der Veränderungen, die wir als Pax-Bank in den vergangenen Jahren bereits durchlebt haben. Sie bringt unser Geschäftsmodell auf den Punkt.

Hans-Bernd Kloth: Ganz wichtig finde ich, dass wir das für Dritte auch erlebbar machen, dass Sprechen und Tun nicht auseinanderfallen. Ich glaube, in ganz vielen Bereichen und Themen unternehmen wir schon sehr viel, um dem Thema Veränderung Rechnung zu tragen – zum Beispiel in der stetigen Reflektion und Anpassung unserer Anlagekriterien, unseren Engagement-Dialogen mit Unternehmen, der Weiterentwicklung unseres Produktportfolios und Service-Angebots.

Wie sind die ersten Reaktionen auf die neue Markenpositionierung der Pax-Bank?

Dr. Klaus Schraudner: Wir haben das Ergebnis in den vergangenen Wochen in unseren regionalen Beiräten vorgestellt, in denen Kundinnen und Kunden vertreten sind, und die Kommentare fielen überwiegend positiv aus, auch wenn es an der ein oder anderen Stelle durchaus kritische Nachfragen gab. Ich begrüße jede Reaktion, unabhängig davon, ob sie positiv oder negativ ausfällt. Denn es zeigt, dass die Öffentlichkeit Interesse an unserer Markenentwicklung zeigt.

Hans-Bernd Kloth: Wir freuen uns auf jedes Gespräch, nehmen gerne Impulse auf und sind sehr am vertrauensvollen Austausch mit unseren Kundinnen und Kunden interessiert. So können wir gemeinsam Ansätze entwickeln, um die Welt zu einem lebenswerteren Ort zu gestalten. Denn wie sagt ein Sprichwort? "Auf Veränderung zu hoffen, ohne selbst etwas dafür zu tun, ist wie am Bahnhof zu stehen und auf ein Schiff zu warten."

Der neue Ethik-Kodex

Parallel zur neuen Markenpositionierung haben wir eine überarbeitete Fassung unseres Ethik-Kodex veröffentlicht. Er ist in einem gut einjährigen Prozess in Zusammenarbeit zwischen Ethik-Beirat und Führungskreis der Pax-Bank entstanden. In unserem Ethik-Kodex beschreiben wir,

  • wie wir wirtschaften,
  • wie wir unser Bankgeschäft betreiben,
  • wie wir Kundenbeziehungen ausbauen und pflegen
  • und wie wir miteinander in der Bank und mit unseren Geschäftspartnern umgehen.

Das Fundament unseres Handelns auf allen Ebenen der Bank bilden die christlichen Sozialprinzipien

  • Personalität,
  • Subsidiarität,
  • Solidarität und
  • Gemeinwohl

Eine erste Fassung des Ethik-Kodex wurde 2002 formuliert. Die letzte Überarbeitung erfolgte 2013. Daher war es Zeit für eine Neuauflage.

Ihre Ansprechpartnerin bei der Pax-Bank

Jutta Hinrichs Stabsstelle Ethik & Nachhaltigkeit

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