Ukraine: Hoffnungszeichen im Krieg

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27.03.2023

Mit der neuen Sankt-Lukas-Klinik leistet das Erzbistum Ivano-Frankivsk einen wichtigen Beitrag zur medizinischen Versorgung in der westukrainischen Stadt. Während des Krieges kommt dem Projekt eine besondere Bedeutung zu.

  • In der medizinischen Einrichtung können im Monat rund 8.000 Patientinnen und Patienten behandelt werden.
  • Das Erzbistum versorgt weiterhin viele Binnenflüchtlinge und ist dabei auf Spenden angewiesen.
  • Die Pax-Bank pflegt seit vielen Jahre enge Kontakte zum Erzbistum Ivano-Frankivsk und war an der Vorfinanzierung des Projekts beteiligt.

Es war ein langer Weg. Die Planungen für die Sankt-Lukas-Klinik hatten bereits 2015 begonnen, dann kamen die Pandemie und der Krieg über das Land. Doch im Februar konnte die neue Klinik vom Großerzbischof von Kiew-Halytsch, dem Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche Swjatoslaw Schewtschuk eingesegnet werden. Mitten im Krieg ein großes Ereignis in Ivano-Frankivsk mit vielen Gästen aus Kirche, Politik und Verwaltung.

Der Bau war mit vielen Spenden, vor allem aus dem Ausland, finanziert worden. Die Pax-Bank war an der Vorfinanzierung der Hilfsgelder beteiligt. "Wir erhalten ein einzigartiges Geschenk von der katholischen Kirche, die sich mit der Ukraine solidarisch zeigt. Diese Klinik wird heute so dringend gebraucht. Wir weihen sie ein, damit sie zu einem heilenden Ort wird für das leidende ukrainische Volk", beschrieb der Großerzbischof bei der Einweihung die wichtige Rolle von Sankt Lukas.

Zwischen der Pax-Bank und dem Erzbistum Ivano-Frankivsk hat sich über die Jahre eine vertrauensvolle Geschäftsbeziehung entwickelt. Die Projekte, die das Erzbistum vor allem im Gesundheits- und Bildungsbereich anstößt, werden von katholischen Hilfswerken und internationalen Spenden finanziert. Durch Vorfinanzierung dieser Gelder hatte die Pax-Bank bereits vor einigen Jahren einen Erweiterungsbau des erzbischöflichen Sankt-Basilius-Gymnasiums unterstützt. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine hatte das Erzbistum viele Binnenflüchtlinge aufgenommen. Aktuell sind es noch 150 Personen, die versorgt werden müssen.

Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, segnet das Krankenhaus.
Swjatoslaw Schewtschuk, Großerzbischof von Kiew-Halytsch und das Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, segnet die neue Sankt-Lukas-Klinik ein. Foto: Pavlo Hedzyk

Leuchtturmprojekt füllt Versorgungslücken

"Wir haben die Klinik vor der Coronapandemie geplant, dann kam der Krieg. Diese Umstände haben das Vorhaben stark beeinflusst und wir mussten sehr flexibel sein", sagt Priester Markian Bukatchuk. Der Schulleiter des erzbischöflichen St.-Basilius-Gymnasiums war intensiv an der Projektplanung beteiligt. "Die staatliche medizinische Infrastruktur ist nicht nur renovierungsbedürftig, sondern auch überlastet. Die meisten Krankenhäuser in Ivano-Frankivsk stammen noch aus Sowjetzeiten, als die Stadtbevölkerung nur etwas halb so groß war. Außerdem herrscht in diesen desolaten Einrichtungen Korruption. Hier können wir als Kirche mit unserem Leuchtturmprojekt Versorgungslücken füllen."

Vorläufer der neuen Klinik war die Sankt-Lukas-Ambulanz, die das Erzbistum Ivano-Frankivsk 2013 mithilfe ausländischer Hilfswerke ins Leben gerufen hatte. Vor allem Hausärzte versorgten auf 350 Quadratmetern inklusive Labor Geistliche, Priester, Seminaristen und bedürftige Personen. Doch schon bald wurden die Kapazitäten zu klein, die Nachfrage war riesig. Allein von März bis Dezember 2022 wurden in der Ambulanz 32.000 Patientinnen und Patienten behandelt, ein Drittel davon Binnenflüchtlinge.

Jeder dritte Social-Media-Post ist ein Nachruf

Seit über einem Jahr tobt nun der Krieg im Land, in der Westukraine ist es vergleichsweise ruhig. Aber dennoch ist der Krieg allgegenwärtig. "Manchmal ist es schon schizophren: Einerseits sitze ich in einem warmen Büro und mache meine Arbeit. Andererseits bekommen wir schon einiges mit. Täglich gibt es Beerdigungen von Soldaten und Soldatinnen hier in der Stadt. Und jeder dritte Social-Media-Post ist ein Nachruf. Aber wir haben uns schon daran gewöhnt und versuchen, das Beste daraus zu machen", berichtet Bukatchuk.

Immer wieder gibt es Luftalarm in der Stadt, dem zum Glück nicht immer Raketenangriffe folgen. In der vergangenen Woche wurde ein Wohnhaus in einem Dorf nahe Lemberg durch eine Bombe zerstört. Niemand ist sicher. "Dieses Gefühl der Unsicherheit kostet ganz viel Kraft. Die Menschen hier brauchen seelsorgerische und psychologische Hilfe. Das ist eine der Herausforderungen, die wir im Erzbistum übernehmen. Wir selbst versuchen, der Situation standzuhalten, damit wir weiterhin Menschen in Not helfen können", sagt der Priester.

Priester Markian Bukatchuk

Leiter des erzbischöflichen St.-Basilius-Gymnasiums in Ivano-Frankivsk

Vor einem Jahr wussten wir gar nicht, ob es ein Morgen gibt. Für die Menschen in der Stadt ist der Krieg zur Normalität geworden. Jeder versucht, seinen Beitrag zum Frieden zu leisten.

Viele Binnenflüchtlinge bleiben

Der Krieg habe die Stadt verändert – auch zum Guten. Es sind viele Menschen auf den Straßen. Ein Großteil der Binnenflüchtlinge ist geblieben und hat in Ivano-Frankivsk ein neues Zuhause gefunden. Priester Bukatchuk sieht darin eine Chance: "Viele gut ausgebildetet Menschen können die staatlichen und privaten Strukturen in dieser Region stärken. Der neue Hausmeister an unserem Gymnasium beispielsweise kommt aus Charkiw im Osten der Ukraine. Er ist ein hervorragender Fachmann und hat sich inzwischen gut eingelebt bei uns." Und auch eine geflüchtete Ärztin hat einen neuen Job gefunden – in der modernen St.-Lukas-Klinik des Erzbistums.

Hier können Sie spenden

Da es in der Ukraine keine Kirchensteuer gibt, ist das Erzbistum Ivano Frankivsk auf finanzielle Unterstützung angewiesen.

https://help.stanislaviv.com.ua

Ihr Ansprechpartner bei der Pax-Bank

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