Urban und nachhaltig: die Kölner Stegerwaldsiedlung

ca. 5 Minuten Lesezeit

28.01.2021

Welche Möglichkeiten gibt es, das Leben im urbanen Raum nachhaltig zu gestalten? Um diese Frage ging es beim EU-Projekt "GrowSmarter", an dem sich auch die Deutsche Wohnungsgesellschaft (Dewog), eine Tochter der Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft aus Köln, beteiligt hat. Sie hat die Stegerwaldsiedlung in Köln-Mülheim ins Projekt eingebracht.

  • Die Stegerwaldsiedlung ist die größte Klimaschutzsiedlung in Nordrhein-Westfalen.
  • Insgesamt sieben Partner erarbeiteten gemeinsam ein ganzheitliches Konzept dafür.
  • Die CO2-Emissionen sind über den Projektzeitraum von 2016 bis 2019 um 72 Prozent gesunken.

Die Stegerwaldsiedlung ist das größte in sich geschlossene Siedlungsgebiet im "GrowSmarter"-Projekt. 593 Wohnungen aus den 1950er Jahren wurden saniert und modernisiert, zusätzlich entstanden 93 neue Dachgeschosswohnungen. Ein Ziel dabei: Energieeffizienz und bezahlbares Wohnen in Einklang zu bringen. Zunächst wurden die Gebäude untersucht und dann gemäß ihres Ist-Zustands in drei Kategorien für die Modernisierung eingeteilt: Bei Gebäudetyp 1 wurden die Außenfassaden gedämmt. Gebäude vom Typ 2 erhielten neue Fenster mit Dreifachverglasung und eine Fassadendämmung. Beim Gebäudetyp 3 wurden neue Fenster eingebaut sowie die Giebelwände und Kellerdecken gedämmt. Bei den Häusern, die keine Dachaufstockung erhalten haben, wurde außerdem das Dach gedämmt. Der Primär- und Endenergiebedarf aller Gebäude liegt nun gemäß Energieausweis bei A+. Die Kosten für die Modernisierungen hat die Wohnungsgesellschaft nur zu einem Teil an die Mieterinnen und Mieter   weitergegeben, sodass die Siedlung weiterhin günstige Mieten bietet.

Die Maßnahmen an den Gebäuden sind aber nur ein Teil eines umfangreichen Maßnahmenkatalogs, denn neben der Dewog waren noch sechs weitere Partner daran beteiligt, die Stegerwaldsiedlung fit für morgen zu machen.

Erneuerbare Energien, künstliche Intelligenz und nachhaltige Mobilität

Der örtliche Energieversorger RheinEnergie hat die Häuser mit Photovoltaikanlagen und Luft-Wärmepumpen ausgestattet, die nachhaltig für Strom und Wärme sorgen. Der Strom, den die PV-Anlagen auf den Dächern produzieren, wird in 16 großen Batterien gespeichert und steht zum Betrieb der Wärmepumpen zur Verfügung. Teile der Stromüberproduktion werden der Mieterschaft auf Wunsch verbilligt als Mieterstrom zur Verfügung gestellt.Der eigentliche Clou ist aber die Siedlungsmanagement-Software, die RheinEnergie im Rahmen von "GrowSmarter" entwickelt hat. Sie stimmt die Energieerzeugung und den Energieverbrauch vor Ort mit Hilfe selbstlernender Algorithmen und Big-Data-Analysen permanent aufeinander ab. Der Hightech-Dienstleister AGT und die ui-Unternehmensgruppe, die Kommunen weltweit bei der Erreichung ihrer Klimaziele unterstützt, steuerten verschiedene Smart-Home-Lösungen bei.

Foto: Deutsche Wohnungsgesellschaft

Auch die Mobilität wurde neu gedacht. Dank verbesserter Anbindung an den ÖPNV, neuer Möglichkeiten für Car- und Bikesharing, Online-Parkplatzreservierung und der Nutzung öffentlicher Ladesäulen sind die Bewohnerinnen und Bewohner der Siedlung nun umweltfreundlich mobil. Hierfür sorgen die Kölner Verkehrs-Betriebe, der Car-Sharing-Anbieter Cambio und Ampido, ein Start-up für Parkplatz-Sharing. Das Resultat dieses ganzheitlichen Ansatzes ist beeindruckend: Die CO2-Emissionen der Stegerwaldsiedlung sind über den Projektzeitraum von 2016 bis 2019 um 72 Prozent gesunken.

Kira Limbrock

Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft

Wir müssen beim Klimaschutz ganzheitlich vorgehen

Vorbild für die Zukunft

Damit kann das Projekt als Blaupause für eine nachhaltige Siedlungs- beziehungsweise Stadtentwicklung dienen. "Wir haben durch das Projekt viel gelernt und werden das, was sich bewährt hat, auch auf andere Projekte übertragen – vor allem auf Themen wie Mobilität und klimafreundliche Energiegewinnung", sagt Kira Limbrock, Leiterin der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit bei der Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft, zu der die Dewog gehört.

Foto: Deutsche Wohnungsgesellschaft
Kira Limbrock

"GrowSmarter" zeigt deutlich, dass sich die besten Ergebnisse erzielen lassen, wenn man über den Tellerrand blickt. "Ein Projekt wie die Stegerwaldsiedlung, die größte Klimaschutzsiedlung in NRW, kann nur gelingen, wenn es von Anfang an interdisziplinär geplant und umgesetzt wird. Mit Akteuren aus den Bereichen Wohnen, Energie und Mobilität sowie Vertretern der Stadt", führt Limbrock aus. "Der Klimaschutz ist eine unserer größten Herausforderungen – wir müssen uns hier klug vernetzen und die Aufgaben ganzheitlich lösen."

Das "GrowSmarter"-Projekt

Das Projekt lief im Rahmen des EU-Forschungsprogramms "Horizon 2020" von 2014 bis 2020. Ziel war es, insbesondere im urbanen Raum durch Projekte im Bereich der Mobilität, der Energie und der Informations- und Telekommunikationstechnologie die Luftqualität zu verbessern, die Feinstaubbelastung sowie den Energieverbrauch zu reduzieren und zu einer nachhaltigen Mobilität beizutragen.

Ihr Ansprechpartner bei der Pax-Bank

Das könnte Sie auch interessieren

Emissionen kompensieren und Armut lindern

Foto: EWS/Allison Joyce

Nicht alle CO2-Emissionen lassen sich vermeiden. Für den Rest gibt es die Klima-Kollekte.

mehr

Corona wirkt in einigen Immobillienmärkten wie ein Brandbeschleuniger

Wie wirkt sich die Corona-Krise mittel- und langfristig auf die Immobilienmärkte aus? Darüber spricht Christian Hartmann, Direktor der Pax-Bank Filiale Berlin, mit Ulrich Müller, Geschäftsführer des Katholischen Siedlungsdienstes e.V..

mehr

Solaranlagen zahlen sich doppelt aus

Solaranlagen zahlen sich doppelt aus

Eine Solaranlage auf einem katholischen Kindergarten bei Mainz produziert so viel grünen Strom, dass sogar noch Geld in die Gemeindekasse fließt.

mehr