Solaranlagen zahlen sich doppelt aus

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13.07.2020

Das Beispiel der katholischen Gemeinde in Heidesheim beweist, dass sich Photovoltaik trotz gesunkener Einspeisevergütung nicht nur für die Umwelt lohnt: Eine Solaranlage auf dem Kindergarten – zu 50 Prozent von der Pax-Bank finanziert – produziert so viel grünen Strom, dass sogar noch Geld in die Gemeindekasse fließt.

  • Solarmodule sind inzwischen deutlich günstiger und effizienter.
  • Einrichtungen mit großen Dachflächen wie Krankenhäuser oder Pflegeheime bieten Potenzial.
  • Wichtige Voraussetzung: Es steht ohnehin eine Baumaßnahme am Dach an.

Wenn die Sonne wieder mal hoch am Himmel über dem rheinhessischen Heidesheim steht, wirft Markus Metzler manchmal aus Neugier einen Blick auf sein Smartphone. Auf einer App kann der Pfarrer der Gemeinde St. Philippus und Jakobus auf die Kilowattstunde genau verfolgen, wie viel Strom die Photovoltaikanlage auf dem Dach der katholischen Kindertagesstätte Filippo gerade produziert. Und das ist eine Menge.

Seit 2018 versorgt die Anlage nicht nur tagsüber den Kindergarten mit Strom. „Den Großteil der Tagesproduktion verkaufen wir“, sagt Metzler. Vor allem in den hellen Monaten fällt so viel Strom an, dass die Gemeinde aus dem Erlös sogar noch die Stromkosten für das Pfarrzentrum zahlen kann.

Doppelte Rendite

Ursprünglich ging es bei den Überlegungen über eine Photovoltaikanlage darum, die Stromkosten für das Pfarrzentrum zu reduzieren. „Das Gebäude ist zwar architektonisch sehr schön“, erzählt Metzler, „aber aufgrund seines verschachtelten Dachs denkbar ungeeignet für eine Photovoltaikanlage.“ Zu diesem Schluss kam auch Johannes Groß, Vertriebsleiter beim Solarexperten Wirsol Aufdach GmbH, als er der Gemeinde vor einigen Jahren einen Besuch abstattete, um die Möglichkeiten zu eruieren. Doch dann drehte sich der Vertriebsprofi um und schaute direkt auf das Dach der Kindertagesstätte Filippo: knapp 400 Quadratmeter Dachfläche, eingeschossig – nahezu paradiesische Bedingungen für Solarmodule. Im August 2018 weihte Metzler die Anlage ein.

Für den Pfarrer zahlt sich die Investition aus mehreren Gründen aus: „Die Anlage spart jährlich über 25.000 Kilogramm an CO2-Emissionen ein. Wir haben Strom. Und nach Abzug aller Kosten bleibt uns ein Überschuss von 300 Euro. 2028, wenn der Kredit abbezahlt ist, sind es sogar mehr.“ Macht eine Rendite von rund 10 Prozent auf das Eigenkapital, was sich nicht nur in Niedrigzinszeiten sehen lassen kann.

Markus Metzler

Pfarrer der Gemeinde St. Philippus und Jakobus in Heidesheim

Die Anlage spart jährlich über 25.000 Kilogramm an CO2-Emissionen ein. Und nach Abzug aller Kosten bleibt uns ein Überschuss von 300 Euro.

Im Paket günstiger

Finanziert wurde die Anlage zu 50 Prozent von der Pax-Bank. „Viele glauben, Solarstrom würde sich nicht mehr lohnen, weil die Vergütung gesunken ist. Aber das stimmt nicht, weil die Solarmodule deutlich günstiger und leistungsfähiger geworden sind“, sagt Wilfried Mönch, Mitglied im Kirchenvorstand und ehemaliger Leiter der Pax-Bank-Filiale in Mainz. „Nur wenn man extra ein Gerüst aufbauen muss, ist die Wirtschaftlichkeit gefährdet.“

Mönch nennt ein weiteres Argument für die Photovoltaik: „Auch die Deutsche Bischofskonferenz spricht sich deutlich für den Klimaschutz aus.“ Während es bei Kirchengebäuden durchaus Skeptiker gibt, sieht der Solar-Fan deshalb vor allem bei Einrichtungen wie Pflegeheimen und Krankenhäusern mit ihren großen Dachflächen ein Riesenpotenzial.

Einspeisevergütung

Betreiber von Solaranlagen, die den Strom ins Netz einspeisen, erhalten dafür vom Netzbetreiber eine Einspeisevergütung. Ihre Höhe ist im Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) festgelegt. Je nach Größe der Anlage beträgt sie für Anlagen, die ab dem Februar 2020 errichtet wurden, zwischen 6,7 und 9,72 Cent pro eingespeister Kilowattstunde. Ursprünglich war befürchtet worden, dass die Einspeisevergütung für Neuanlagen im zweiten Halbjahr 2020 wegfallen würde. In ihrem „Klimaschutzprogramm 2030“ hat sich die Regierungskoalition im Mai 2020 darauf geeinigt, Solarstrom weiter zu fördern.

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