Anlagestrategie - Institutionen müssen umdenken

ca. 7 Minuten Lesezeit

21.08.2020

Die Zinsen sind auf Rekordtief – und werden es wohl auf absehbare Zeit bleiben. Institutionelle Kunden müssen ihr Vermögen breiter aufstellen, damit es nicht von der Inflation aufgefressen wird. Die Pax-Bank unterstützt bei der Weiterentwicklung der Anlagestrategie und leistet Argumentationshilfe bei Entscheidungsträgern.

  • Seit 2016 liegen die Sparzinsen deutliche unter der Inflationsrate.
  • Auch Anleihen werfen kaum noch Zinsen ab.
  • Institutionelle Kunden sollten daher auch andere Anlageformen wie Wertpapiere prüfen.

Seit 2008 kennen die Zinsen – abgesehen von einem Erholungsversuch 2011 – nur noch einen Weg: nach unten. Um die Folgen der weltweiten Finanzkrise sowie der europäischen Schuldenkrise zu mildern, haben die Europäische Zentralbank (EZB) und andere Notenbanken die Leitzinsen damals Schritt für Schritt gesenkt. Was als vorübergehende Soforthilfe gedacht war, ist zum Dauerzustand geworden. Zwischen 2008 und 2016 sank der Leitzinssatz im Euroraum von 4,25 Prozent auf null Prozent. Banken, die überschüssige Einlagen bei der EZB parken, anstatt sie als Kredit an Kunden zu verleihen, zahlen sogar einen Strafzins von aktuell 0,5 Prozent.

Keine Trendwende in Sicht

"Wir rechnen damit, dass die Zinsen noch viele Jahre niedrig bleiben", sagt Gregor Kuhl, Bereichsleister Asset Management bei der Pax-Bank.

So hält die EZB auch unter ihrer neuen Präsidentin Christine Lagarde an ihrer expansiven Geldpolitik fest. Bei der ersten Sitzung unter ihrer Leitung Mitte Dezember beließ der EZB-Rat den Leitzins bei null Prozent. Die amerikanische Notenbank Federal Reserve, das Pendant zur EZB auf der anderen Seite des Atlantiks, hat die dortigen Leitzinsen im März unter dem  Eindruck der drohenden Corona-Pandemie sogar mehrfach gesenkt auf 0,25 bis null Prozent.

Gregor Kuhl, CFA

Bereichsleiter Asset Management

Die Anlagestrategien vieler institutioneller Kunden stammen häufig noch aus Zeiten, als die Zinsen hoch waren.

Auch die im Herbst anstehende US-Wahl spricht aus Sicht von Kuhl gegen eine baldige Anhebung der Zinsen: "Der Amtsinhaber Donald Trump wird im Vorfeld alle Einflussmöglichkeiten auf die Geldpolitik nutzen, um die Wirtschaft anzukurbeln." Schon nach der jüngsten Zinssenkung hatte Trump von seinen Währungshütern gefordert, die Leitzinsen noch weiter zu senken.

In Europa ist das ausstehende Handelsabkommen mit dem Vereinigten Königreich nach dem Brexit ein großer Unsicherheitsfaktor. Zudem hat die EZB wiederholt erklärt, dass sie den Leitzins erst dann wieder anheben will, wenn die Inflationsrate wieder an zwei Prozent herankommt. Für 2022 rechnet der Rat nur mit einer Teuerung von 1,6 Prozent. 

Inflation frisst Zins auf

Während sich Kreditnehmer freuen, leiden Anleger unter den anhaltend niedrigen Zinsen. Seit dem Herbst 2016 liegen die Sparzinsen deutlich unter der Inflationsrate. Im Klartext: Wer sein Vermögen auf dem Sparbuch liegen hat, verliert Geld. Doch auch Anleihen, die lange Zeit als rentablere und dennoch relativ sichere Alternative galten, werfen keine Zinsen mehr ab. Bei Anleihen leiht sich der Emittent – ein Staat oder ein Unternehmen – für einen festen Zeitraum Geld und zahlt dem Gläubiger dafür Zinsen. Erhielten Käufer deutscher Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit 2008 noch 4 Prozent Zinsen, so müssen sie aktuell sogar 0,8 Prozent zahlen. Selbst Anleihen von Staaten mit schlechterer Bonität wie Italien und Griechenland werfen mit knapp über 1 Prozent nur noch Zinsen ab, die unterhalb der  Inflationsrate liegen.

"Aufgrund der global vorherrschenden expansiven Geldpolitik notierten schon vor der Corona-Krise mehr als 40 Prozent aller ausstehenden globalen Anleihen mit negativen Renditen", sagt Kuhl. "Dagegen gehen wir davon aus, dass Aktien sich nach dem aktuellen Einbruch langfristig gesehen positiv entwickeln, da die Gewinnrenditen der Unternehmen bei über 5 Prozent liegen."

Trotzdem legen gerade institutionelle Kunden ihr Vermögen noch überwiegend in Anlageformen an, die zwar als relativ gelten, aber nur wenig oder gar keine Rendite abwerfen. So steckt ein großer Anteil der Vermögen in Anleihen oder liegt auf Giro- und Tagesgeldkonten, um schnell darauf zugreifen zu können. Immobilien, Aktien und Mikrofinanzfonds spielen dagegen eine Nebenrolle. "Die Anlagestrategien vieler institutioneller Kunden stammen häufig noch aus Zeiten, als die Zinsen hoch waren. Darauf sind die Anlagerichtlinien ausgerichtet", sieht Kuhl als Grund.

Weckruf zur Wende

"Aber wir möchten unsere Kunden zur Überprüfung ihrer Anlagestrategien motivieren, wenn sie ihr Vermögen weiterhin gewinnbringend und langfristig kapitalerhaltend anlegen wollen. In Zeiten anhaltend niedriger Zinsen muss man seine Vermögensstruktur breiter aufstellen,  um seine Ertragschancen zu erhöhen und mindestens die Inflationsrate zu erwirtschaften." Als Beispiele nennt Kuhl Wachstumsmärkte wie etwa Emerging-Markets-Anleihen, US-Dollar-Anleihen, dänische Pfandbriefe und Aktienkonzepte, aber auch Infrastruktur oder  erneuerbare Energien. Die Herausforderung: Während Privatanleger "nur" sich selbst gegenüber verantwortlich sind, sind bei den institutionellen Kunden wie Kirchengemeinden,  Stiftungen, Caritas und Krankenhäusern Gremien in die Entscheidung miteinzubeziehen, die inhaltlich oft andere Schwerpunkte haben und daher Veränderungen teilweise skeptisch  gegenüberstehen.

Die Pax-Bank unterstützt ihre institutionellen Kunden daher ganzheitlich bei der Neuausrichtung ihrer Vermögensstruktur. "Gemeinsam analysieren wir die bestehende Struktur, erstellen ein Zielbild und unterstützen bei der Formulierung von Anlagerichtlinien",  erklärt Kuhl. "Darüber hinaus liefern wir unseren Ansprechpartnern auf Wunsch auch Argumentationshilfen für die Diskussion und Abstimmung in den Entscheidungsgremien."  

Ihr Ansprechpartner bei der Pax-Bank

Christoph Schulte - Teamleiter Treasury