Während sich Kreditnehmer freuen, leiden Anleger unter den anhaltend niedrigen Zinsen. Seit dem Herbst 2016 liegen die Sparzinsen deutlich unter der Inflationsrate. Im Klartext: Wer sein Vermögen auf dem Sparbuch liegen hat, verliert Geld. Doch auch Anleihen, die lange Zeit als rentablere und dennoch relativ sichere Alternative galten, werfen keine Zinsen mehr ab. Bei Anleihen leiht sich der Emittent – ein Staat oder ein Unternehmen – für einen festen Zeitraum Geld und zahlt dem Gläubiger dafür Zinsen. Erhielten Käufer deutscher Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit 2008 noch 4 Prozent Zinsen, so müssen sie aktuell sogar 0,8 Prozent zahlen. Selbst Anleihen von Staaten mit schlechterer Bonität wie Italien und Griechenland werfen mit knapp über 1 Prozent nur noch Zinsen ab, die unterhalb der Inflationsrate liegen.
"Aufgrund der global vorherrschenden expansiven Geldpolitik notierten schon vor der Corona-Krise mehr als 40 Prozent aller ausstehenden globalen Anleihen mit negativen Renditen", sagt Kuhl. "Dagegen gehen wir davon aus, dass Aktien sich nach dem aktuellen Einbruch langfristig gesehen positiv entwickeln, da die Gewinnrenditen der Unternehmen bei über 5 Prozent liegen."
Trotzdem legen gerade institutionelle Kunden ihr Vermögen noch überwiegend in Anlageformen an, die zwar als relativ gelten, aber nur wenig oder gar keine Rendite abwerfen. So steckt ein großer Anteil der Vermögen in Anleihen oder liegt auf Giro- und Tagesgeldkonten, um schnell darauf zugreifen zu können. Immobilien, Aktien und Mikrofinanzfonds spielen dagegen eine Nebenrolle. "Die Anlagestrategien vieler institutioneller Kunden stammen häufig noch aus Zeiten, als die Zinsen hoch waren. Darauf sind die Anlagerichtlinien ausgerichtet", sieht Kuhl als Grund.