Herr Müller, welche Folgen hat die Corona-Krise bislang für die Immobilienwirtschaft?
Ulrich Müller: Das ist eine extrem schwierige Frage. Bei Mieteinbußen müssen wir differenzieren, über welche Immobilienmärkte wir reden. Wohnimmobilien sind sicherlich anders betroffen als Gewerbeimmobilien. Auch dort gibt es eine Ausdifferenzierung in Gewinner und Verlierer. Logistikunternehmen sollten sie in den meisten Fällen recht unbeschadet überstanden haben oder sogar gestärkt daraus hervorgehen. Bei Hotel, Gastronomie und Einzelhandel ist sicher mit enormen Einnahmeausfällen zu rechnen. Beim Einzelhandel bin ich sogar doppelt skeptisch, weil ich glaube, dass Corona nur ein Brandbeschleuniger für einen ohnehin anstehenden Strukturwandel ist. Anders sieht es im Bürobereich aus: Ich denke, in bestehenden Mietverträgen sollte sich der Einnahmeausfall erst einmal in Grenzen halten. Probleme wird es wohl nur dort geben, wo die Bürotätigkeit eng mit einer persönlichen Dienstleistung verbunden ist und diese digital abzubilden war. Mich treibt in diesem Zusammenhang allerdings eine andere Frage um: Wie geht denn die Bank mit fehlenden Mieteinnahmen um? Denn natürlich können dadurch auch schnell mal Finanzierungen in Schieflage geraten.
Christian Hartmann: Wir halten sehr engen Kontakt zu unseren Kunden, gerade in dieser Branche, und erfragen deren aktuelle Entwicklungen und Erwartungen. Daraus leiten wir ab, inwieweit wir für uns gegebenenfalls Maßnahmen zur Risikovorsorge treffen müssen. Allerdings geben die uns bislang vorliegenden Daten noch keinen Grund zur großen Besorgnis. Wir müssen allerdings die langfristigen Folgen insbesondere im gewerblichen Bereich noch abwarten.