Modulares Bauen: Schnell, effizient, nachhaltig

ca. 4 Minuten Lesezeit

13.12.2024

Ist das modulare Bauen die Antwort auf die Wohnungsnot in Deutschland? Wo liegen die Vorteile, wo die Grenzen? Einer, der es wissen muss, ist Christoph Zielinski, Leiter Geschosswohnungsbau bei ALHO Systembau. Der Pionier im Modulbau errichtet im Auftrag der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben in Berlin auf einem ehemaligen Wohngebiet der französischen Streitkräfte rund 180 Wohnungen – ein Vorzeigeprojekt, das zeigt, was der Modulbau leisten kann.

  • Effiziente Bauweise: Modulares Bauen ermöglicht durch Vorfertigung in der Raumfabrik bis zu 70 Prozent Zeitersparnis, eine Unabhängigkeit von der Witterung und hohe Planungssicherheit durch präzise Abläufe und garantierte Fixpreise.
  • Nachhaltige Materialien: Der Einsatz von CO²-reduziertem Grünstahl und ALHO- Holzhybridbauweise sorgt für umweltfreundliche Konstruktionen und eine ressourcenschonende Bauweise.
  • Flexibilität: Die Methode eignet sich für verschiedenste Projekte – von Wohnhäusern über Schulen bis hin zu Krankenhäusern – und ist besonders dort ideal, wo Zeitdruck herrscht.

Der Regen prasselt unaufhörlich auf die Baustelle in der Cité Foch, doch die Arbeit geht unbeirrt weiter. Während einige Häuser bereits vollständig stehen, wird an anderen noch die Fassade fertiggestellt. Ein Kran hebt eine eckige Kiste, die wie ein riesiger Baustein aussieht, vom Anhänger eines Sattelschleppers, bis sie rund 20 Meter über der Baustelle schwebt. Mit präzisen Bewegungen setzt der Kranführer das Modul millimetergenau auf die fertigen Stockwerke ab.

Die Transportplane, die das Modul schützt, trägt den Schriftzug von ALHO Systembau , einem Pionier des modularen Bauens in Deutschland. Im Auftrag der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) errichtet das Unternehmen aus dem nördlichsten Rheinland-Pfalz elf Wohnhäuser mit rund 180 Wohnungen in Modulbauweise. Seit Baubeginn wächst jeden Monat ein weiteres Haus in die Höhe. Sind die Erdarbeiten erst einmal abgeschlossen, dauert es nur eine Woche, bis die rund 40 vorgefertigten Raummodule eines Hauses aufeinandergesetzt sind – ein beeindruckendes Beispiel für effizientes Bauen. Doch ist der Modulbau das Allheilmittel gegen die Wohnungsnot in Deutschland?

Zwei Männer mit einem weißen Schutzhelm stehen auf der Baustelle der Citè Foch und halten einen Bauplan in den Händen.
Christian Hartmann, Regionaldirektor der Pax-Bank in Berlin (links), macht sich in der Cité Foch selbst ein Bild vom Modulbau. Die Methode wird auch von katholischen Siedlungswerken eingesetzt. (Fotos: Matthias Lindner / Territory)

Herr Zielinski, was genau versteht man unter System- oder Modulbau?

Christoph Zielinski: Beim modularen Bauen fertigen wir dreidimensionale Raummodule bereits im Werk vor, inklusive der Installation der Haustechnik und der Verkleidung der Wände. Auf diese Weise lassen sich bis zu 70 Prozent der gesamten Konstruktion vorproduzieren. Die Module können bis zu 19,50 Meter lang sein, und wir montieren täglich bis zu acht Module auf der Baustelle.

Was sind die größten Vorteile dieser Bauweise?

Christoph Zielinski: Die Zeitersparnis ist enorm. Durch Modulbau lassen sich gegenüber der konventionellen Bauweise bis zu 70 Prozent der Bauzeit einsparen. Denn durch die Vorproduktion in der Raumfabrik sind wir weitgehend unabhängig von Witterungseinflüssen. Das bedeutet für Investoren, dass sie schneller von den Miet- oder Betriebseinnahmen profitieren können. Zudem ermöglichen wir Planungssicherheit, weil keine Verzögerungen entstehen, und garantieren Fixpreise. Weiter zu erwähnen sind die nichttragenden Wände die durch unseren formstabilen, freitragenden Stahlrahmen ausführbar sind. Durch diese Eigenschaft können wir jederzeit auf sich ändernde Anforderungen der Nutzer reagieren und die Grundrisse unserer Gebäude innerhalb kürzester Zeit anpassen. Dies ist natürlich auch unter Nachhaltigkeitsaspekten ein erheblicher Vorteil gegenüber anderen Bauweisen.

Christoph Zielinski

Leiter Geschosswohnungsbau bei ALHO Systembau

Wer einmal mit uns baut, der macht das immer wieder.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit ein Projekt im Modulbau erfolgreich umgesetzt werden kann?

Christoph Zielinski: Einfach gesagt: Wir können nicht rund bauen, geschwungene Formen sind nicht ideal. Die Methode bleibt bei rechtwinkligen Bauformen effizient. Außerdem erfordert modulares Bauen frühzeitige und detaillierte Planungen. Entscheidend ist, dass alle Beteiligten von Beginn an zusammenarbeiten.

Welche Projekte sind besonders geeignet?

Christoph Zielinski: Modulares Bauen kommt vor allem bei Wohngebäuden, Krankenhäusern, Verwaltungsgebäuden, Kindergärten und Schulen zum Einsatz. Seit rund zehn Jahren erfährt der Modulbau eine steigende Nachfrage. Wir profitieren vom Fachkräftemangel und dem zunehmenden Zeitdruck. Und wer einmal mit uns baut, der macht das immer wieder.

Cité Foch

Die Cité Foch im Ortsteil Reinickendorf im Nordwesten von Berlin ist ein ehemaliges Wohngebiet der französischen Streitkräfte. Die Siedlung entstand ab 1952 und wurde nach dem französischen Marschall Ferdinand Foch benannt. Bis zur Wiedervereinigung war sie das größte französische Wohnquartier in West-Berlin. Nach dem Abzug der französischen Truppen 1994 übernahm der Bund das Gelände. Seit 2022 entsteht hier auf drei Baufeldern moderner und bezahlbarer Wohnraum in modularer Bauweise. Mit dem Bauprojekt  unterstützt die BImA die gemeinsame Wohnraumoffensive von Bund, Ländern und Kommunen, die darauf abzielt, dringend benötigten bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Im Frühjahr 2024 wurde die Fertigstellung der ersten 228 Wohnungen mit einem Baustellenfest gefeiert. Insgesamt werden mehr als 600 neue Wohnungen gebaut, davon etwa 180 durch die Firma ALHO. 

ALHO setzt dort unter anderem eine Grünstahl-Holz-Hybridbauweise ein. Der in der Hybridbauweise eingesetzte Grünstahl besteht bis zu 99% aus Stahlschrott, welcher mittels Lichtbogenverfahren unter der Verwendung erneuerbaren Energien hergestellt wird. Alle Decken, Böden und Außenwänden bestehen aus einer Holzkonstruktion, was besonders nachhaltig ist. 

Ihr Ansprechpartner bei der Pax-Bank

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