Thomas Hummelsbeck: Ich finde das völlig richtig. Schließlich möchte ich besser geratet werden als einer, der nichts macht. Und ich erwarte auch von den Banken, dass sie einen scharfen Blick darauf haben, ob jemand den Klimawandel in unserer Branche ernst nimmt. Das ist nicht nur unsere eigene Kernaufgabe, das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Wie lässt sich das Klimarisiko denn bemessen? Kann der CO2-Preis als Indikator dienen?
Thomas Hummelsbeck: Genau. Wenn ein Unternehmen einen CO2-Fußabdruck von 40 Kilogramm pro Quadratmeter Wohnfläche hat, multipliziert man diesen mit der vorhandenen Wohnfläche und weiß, wie die Steuer künftig das Betriebsergebnis belasten wird.
Christian Hartmann: Natürlich müssen wir auch berücksichtigen, was Unternehmen, die heute noch nicht so gut dastehen, in den kommenden Jahren machen werden – so wie wir heute ja auch schon auf die wirtschaftlichen Planzahlen schauen. Wichtig wird eine Vergleichbarkeit für Ratings beim Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz sein. Erhält ein Unternehmen bessere Noten, wirkt sich das auf die Konditionen aus. Klar ist auch, dass Maßnahmen zum Klimaschutz erst einmal Geld kosten. Bei unseren Angeboten für die nachhaltige Geldanlage sehen wir aber auch, dass die Rendite nicht unter der Nachhaltigkeit leiden muss.
Thomas Hummelsbeck: Es eröffnen sich ja auch neue Geschäftsfelder. Dem Thema Mieterstrom stand ich zunächst zwiespältig gegenüber. Wenn man es aber gescheit macht, könnte man die Belastungen durch die CO2-Besteuerung ein Stück weit kompensieren.
Christian Hartmann: Außerdem können Gebäude, die im Klimaschutz sehr viel weiter sind als andere, bei der Besicherung höher bewertet werden.
Thomas Hummelsbeck: Den Banken kommt da eine ganz bedeutende Rolle zu. Indem sie solche Stellschrauben setzen, können sie sich aktiv in den Klimaschutz einbringen. Dann fällt es Verweigerern schwerer, ihr Geschäftsmodell aufrechtzuerhalten.
Christian Hartmann: Dafür müssen die Banken aber an einem Strang ziehen. Auch die großen Fondsgesellschaften bekommen es mittlerweile hin, immer mehr Geldanteile nachhaltig anzulegen. Auch das übt Druck auf Unternehmen aus. Dann darf nur derjenige in den Fonds, der bestimmte Ziele einhält. Auf der Finanzierungsseite gilt dann genau das Gleiche.
Ob es jetzt Investitionen in den Klimaschutz sind oder CO2-Abgaben, die Geld kosten – kommt dadurch nicht zusätzlich Druck auf die ohnehin schon steigenden Mietpreise?
Thomas Hummelsbeck: Das ist eine Frage des Geschäftsmodells. Als AG, welche gegebenenfalls mit steigenden Dividendenerwartungen konfrontiert wird, ist es sicherlich nicht einfach, diese Herausforderungen in Einklang zu bringen. Wir als nachhaltig denkendes Unternehmen sind da ein Stück weit anders unterwegs: Bei umfassenden Modernisierungen können wir keine 3,50 Euro Mieterhöhung pro Quadratmeter umsetzen, wenn wir mit fünf Euro starten. Damit würden wir unserem Auftrag nicht gerecht. Das ist aber auch nicht nötig. KfW 100 oder KfW 115 kann man momentan noch über die KfW mit attraktiven Teilschulderlässen finanzieren. Damit ist der Mehraufwand in der Gebäudetechnik schon einmal refinanziert. Das wirtschaftliche Ergebnis wird in der Bilanz natürlich durch höhere Abschreibungen belastet. Aber mit Blick auf die Zahlungsströme bekommt man das in den Griff.
Christian Hartmann: Entscheidend ist, ob man die erwirtschafteten Gewinne zu einem guten Teil wieder investieren kann oder eben an Teilhaber ausschütten muss, so wie es bei Aktiengesellschaften der Fall ist.
Wie können Banken die Wohnungswirtschaft unterstützen?
Thomas Hummelsbeck: Die jetzige KfW-Förderung für Quartierstromkonzepte ist zum Beispiel nicht besonders attraktiv. Da würde ich mir wünschen, dass die Kirchenbanken vorangehen, indem sie vielleicht 0,25 Prozentpunkte unter den KfW-Mitteln anbieten. Oder die Konditionen der KfW ohne Grundbucheintrag anbieten. Das wäre ein Stück weit ein Alleinstellungsmerkmal.
Christian Hartmann: Da ist sicher vieles vorstellbar, ohne mich da zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen. Das bedarf aber noch einiger Abstimmung, z. B. auch mit den anderen Kirchenbanken.
Welche Unterstützung erwarten Sie von der Politik?
Thomas Hummelsbeck: Wann bewegt sich der Mensch? Wenn es ihn Geld kostet, wenn es weh tut. Ansonsten ist die Eigenmotivation eher übersichtlich. Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen, dass die CO2-Besteuerung dynamisch steigen wird. Völlig egal, wer an der Regierung ist. Andere EU-Länder sind da schon deutlich weiter als Deutschland.