Weltmissionsmonat: Frauen, Klimagerechtigkeit und Hexenwahn

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30.09.2024

Der Inselstaat Papua-Neuguinea steht im Zentrum des diesjährigen Weltmissionsmonats. Der Papst hat das Land während seiner Asien-Pazifik-Reise im September besucht. missio-Präsident Dirk Bingener erzählt, was die Menschen auf der anderen Seite der Erde bewegt.

  • Papua-Neuguinea ist der drittgrößte Inselstaat der Welt und liegt nördlich von Australien. Die überwiegende Mehrheit der zehn Millionen Einwohnerinnen und Einwohner sind Christinnen und Christen.
  • Einige Menschen müssen bereits aufgrund des steigenden Meeresspiegels infolge des Klimawandels umsiedeln.
  • Viele Rohstoffe, die wir hier für unsere Klimatransformation brauchen, liegen in den Küstengewässern, in denen die Menschen fischen.

Der Papst hat Papua-Neuguinea im September besucht. Welche Bedeutung hatte der Besuch für die Menschen dort?
Dirk Bingener: Der Heilige Vater hat mit seinem Besuch das Licht der Weltöffentlichkeit auf die Anliegen des Landes gelenkt. Er hat wichtige Themen wie den Klimawandel und den mangelnden Respekt gegenüber Frauen angesprochen. Das sind Themen, die auch wir in unserer Aktion zum Weltmissionssonntag ansprechen.

Sie waren selbst vor Kurzem in Papua-Neuguinea. Was muss man über das Land wissen?
Dirk Bingener: Papua-Neuguinea ist der drittgrößte Inselstaat der Welt. Er liegt nördlich von Australien. In dem Land gibt es eine große kulturelle Vielfalt. Es leben über 830 ethnische Gemeinschaften in Papua-Neuguinea und es werden noch mehr Sprachen gesprochen. Die meisten der zehn Millionen Einwohnerinnen und Einwohner leben in kleinen, abgelegenen Dörfern. Die überwiegende Mehrheit sind Christinnen und Christen, rund ein Viertel ist katholisch.

Missio-Präsident mit einer Blumenkette um den Hals bei seinem Besuch in Papua-Neuguinea anlässlich des Weltmissionssonntags im Kreis von Gläubigen.
Missio-Präsident bei seinem Besuch in Papua-Neuguinea im Kreis von Gläubigen (Foto: missio e. V.).

Was hat Sie bei der Reise am meisten beeindruckt?
Dirk Bingener: In der Hauptstadt Port Moresby haben wir ein Viertel besucht, das stark von Gewalt geprägt ist. Wir besuchten dort eine Kirche, die von einem Zaun geschützt wurde, der höher war als der Kirchturm. Dort traf ich eine junge Mutter, die mir erzählt hat, dass sie sieben eigene Kinder hat und noch ein weiteres Kind aufgenommen hat. Sie arbeitet in der Stadt und kümmert sich gleichzeitig noch um die Jugendlichen in der Pfarrei. Sie ist einfach von der Hoffnung beseelt, dass es den jungen Menschen einmal besser gehen wird. Das hat mich sehr beeindruckt.

Pfarrer Dirk Bingener

Präsident von missio - Internationales Katholisches Missionswerk e.V.

In einigen Landesteilen werden Frauen der vermeintlichen Hexerei bezichtigt, verfolgt und schwer misshandelt.

Wie hilft missio vor Ort?
Dirk Bingener: In Papua-Neuguinea unterstützen wir etwa 70 Projekte mit einem Volumen von rund zwei Millionen Euro. Es geht darum, Gewalt zu bekämpfen, besonders Gewalt gegen Frauen. In einigen Landesteilen werden sie der vermeintlichen Hexerei bezichtigt, verfolgt und schwer misshandelt. Wir unterstützen Schutzhäuser und Programme zur Aufklärung, um diesem Hexenwahn ein Ende zu setzen. Auf der Inselgruppe Bougainville, die zu Papua-Neuguinea gehört, unterstützen wir die Frauenrechtlerin Helena Hakena. Sie leitet ein Empowerment-Programm für Frauen. Mit unserer Hilfe macht sie rund 200 Frauen fit für Führungsaufgaben in ihren Heimatgemeinschaften. Ein besonderer Schwerpunkt unserer Förderung gilt der Ausbildung und Fortbildung von Ordensfrauen, um den einheimischen Nachwuchs zu stärken.

Drei dunkelhäutige Frauen in kurzen Hosen hocken vor Palmen und sortieren Bohnen.
sind es die Frauen, die das Zusammenleben in Familie, Kirche und Gesellschaft gestalten (Foto: missio e. V.)

Ein großes Thema in vielen Ländern des Pazifiks ist der Klimawandel. Spielt das auch auf Papua-Neuguinea eine Rolle und gibt es dort auch kirchliche Projekte dagegen?
Dirk Bingener: Der Klimawandel spielt auch in Papua-Neuguinea eine wichtige Rolle. Die Menschen dort sind unmittelbar der Natur ausgesetzt. Sie leben von der Natur und wenn es klimatische Veränderungen gibt, dann sind sie davon direkt betroffen. Es gibt in Papua-Neuguinea kleine Inseln, die aufgrund des steigenden Meeresspiegels überspült werden, so dass die Menschen umsiedeln müssen. In der Diözese Bougainville hat die Kirche Bewohnern eines Atolls Land auf einer größeren Insel zur Verfügung gestellt. Die ersten Familien sind bereits umgesiedelt. Es gibt auch Inseln, an denen Küsten erodieren und wo lebenswichtige Nutzpflanzen durch das eindringende Salzwasser absterben. Dort gibt es sehr praktische Projekte, in denen man Mangroven pflanzt, die die Küsten schützen können.

Pfarrer Dirk Bingener

Präsident von missio - Internationales Katholisches Missionswerk e.V.

Die Energiewende, die wir dringend brauchen, darf nicht auf Kosten von Menschen in Papua-Neuguinea gehen.

Was hat die Situation der Menschen in Papua-Neuguinea mit unserer Lebensweise zu tun?
Dirk Bingener: Zunächst kann man feststellen, dass die Menschen dort nur sehr wenig zum Klimawandel beitragen. Doch sie sind es, die am meisten unter dessen Folgen leiden. Leider bleiben auch unsere Bemühungen, eine Energiewende einzuleiten und den Klimawandel einzudämmen, nicht ohne Folgen für Länder wie Papua-Neuguinea. Denn viele Rohstoffe, die wir hier für unsere Klimatransformation brauchen, liegen in den Küstengewässern, in denen die Menschen fischen. Viele haben Sorge, dass es beim Abbau zu schweren Umweltzerstörungen kommt. Das ist ein ernstzunehmendes Problem. Die Energiewende, die wir dringend brauchen, darf nicht auf Kosten von Menschen in Papua-Neuguinea gehen.

"Meine Hoffnung, sie gilt dir"

Die Aktion zum Weltmissionssonntag am 27. Oktober 2024 steht unter dem Leitwort "Meine Hoffnung, sie gilt dir" und richtet den Blick auf die pazifische Inselwelt Melanesiens, nordöstlich von Australien. In vielen Inselstaaten des Pazifiks sind es die Frauen, die das Zusammenleben in Familie, Kirche und Gesellschaft gestalten. Doch an Entscheidungen in ihren Gemeinschaften werden sie oft nicht beteiligt. Häufig erleiden sie Gewalt. Der Klimawandel erschwert ihr Leben zusätzlich. In der Aktion zum Sonntag der Weltmission zeigt missio, wie sich vor allem Frauen für eine Zukunft auf den Inseln engagieren und wie die Kirche sie dabei unterstützt.

Mehr zur missio-Aktion und Papua-Neuguinea: www.missio-hilft.de/wms.

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