Klimawandel: Inselstaat Kiribati vom Untergang bedroht

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27.12.2023

Während in Dubai gerade darüber diskutiert wurde, wie der Klimawandel zu bremsen ist, bringt die Erderwärmung im Inselstaat Kiribati schon jetzt akut die Menschen, ihr Land und ihre Kultur in Gefahr. Die "Inter-congretional Voice on Climate Change" versucht, auf die dramatische Situation aufmerksam zu machen, die Kiribati und andere Nationen in ihrer Existenz bedroht.

  • Kiribati ist ein Staat im südlichen Pazifik, dessen zahlreiche Inseln sich zwischen Australien und Hawaii erstrecken.
  • Nach Berechnungen der Weltbank könnte der Inselstaat im Jahr 2050 größtenteils nicht mehr bewohnbar und spätestens 2070 überschwemmt sein.
  • Die Glaubensgemeinschaften der Herz-Jesu-Missionare und die "Töchter unserer lieben Frau vom heiligsten Herzen von Issoudun", Letztere ist eine Kundin der Pax-Bank, setzen sich gemeinsam mit anderen Orden dafür ein, die zerstörerischen Auswirkungen des Klimawandels auf die Inselstaaten zu minimieren. Diese Ordensgemeinschaften sind oder waren in der Pazifikregion tätig und haben ein großes Interesse an den dortigen Geschehnissen.

"Die Auswirkungen des Klimawandels sind in Kiribati sehr real. Alle Menschen, die am Meer leben, haben Angst, weil der Meeresspiegel steigt und ihre Häuser und Pflanzen zerstört. Es gibt zwar einen Schutzwall, aber der bricht bei den großen Wellen, und das Meerwasser dringt ins Haus. Sie können nicht mehr schlafen und suchen sich einen anderen Ort zum Leben." So eindrücklich schildert Tiiringatea, eine 20-jährige Bewohnerin aus Kiribati, die Situation in ihrer Heimat.

Schon 2050 nicht mehr bewohnbar

Kiribati ist in besonderem Maße vom Klimawandel bedroht. Mit Ausnahme der Vulkaninsel Banaba befindet sich der Großteil des Inselstaates weniger als zwei Meter über dem Meeresspiegel. Damit dürfte Kiribati eines der ersten Länder sein, das infolge des Klimawandels zu großen Teilen vom Meer überflutet wird. Nach Berechnungen der Weltbank könnte der Inselstaat im Jahr 2050 größtenteils nicht mehr bewohnbar und spätestens 2070 überschwemmt sein.

Die pazifischen Inseln erleben bereits jetzt eine Häufung extremer Wetterereignisse, wie längere Dürren, stärkere Stürme, steigender Meeresspiegel, Korallenbleichen, einen Rückgang der Fischbestände sowie die Erosion der Küsten. Die Versalzung des Wasser verhindert zudem das Pflanzenwachstum. Dabei haben diese Staaten am wenigsten zu den Ursachen des Klimawandels beigetragen.

Kiribati

ist ein Inselstaat im Pazifik. Das Staatsgebiet erstreckt sich über eine Vielzahl von Inseln Mikronesiens und Polynesiens. Sie liegen beiderseits des Äquators breit gestreut zwischen Hawaii und Australien. Kiribati besteht aus 32 Atollen, die in drei Inselgruppen zusammengefasst sind, sowie der Insel Banaba. 58,9 Prozent der rund 120.000 Einwohnerinnen und Einwohner sind katholischen Glaubens. Das zu Kiribati gehörende Atoll Kiritimati ("Weihnachtsinsel") begrüßt immer als Erstes das neue Jahr.

Karte, auf der die zu Kiribati gehörenden Inseln im südlichen Pazifik zu sehen sind.
(PeterHermesFurian/iStock/Getty Images Plus via Getty Images)

Katholische Orden setzen sich für Kiribati ein

"Für die Inselgemeinschaften im Pazifik ist der Klimawandel eine tägliche Realität, die ihre Existenz bedroht", sagt Pater Claude Mostowik, Direktor des Justice and Peace Center der Herz-Jesu-Missionare im australischen Sydney und Vorsitzender der "Inter-Congregational Voice on Climate Change". Gemeinsam mit dem Orden "Töchter unserer lieben Frau vom heiligsten Herzen von Issoudun" und anderen Glaubensgemeinschaften setzt sich die Vereinigung seit 2015 dafür ein, die zerstörerischen Auswirkungen des Klimawandels auf die Völker der pazifischen Inselstaaten zu minimieren. Rund 90 Schwestern des Ordens "Töchter unserer lieben Frau vom heiligsten Herzen von Issoudun" sind bis heute in der Pazifik-Region tätig. Mit den Vertreterinnen des Ordens am Hauptsitz in Rom pflegt die Pax-Bank seit 15 Jahren eine enge geschäftliche Beziehung.

Pater Claude MSC bezeichnet den Einfluss der "Inter-Congretional Voice on Climate Change" als bescheiden. So trafen Vertreterinnen und Vertreter der Gruppe beispielsweise australische Politikerinnen und Politiker, um ihnen die Dringlichkeit bewusst zu machen und sie zu ermutigen, mehr für die Menschen in den betroffenen Pazifikstaaten zu tun. Sie kritisieren auch die Klimapolitik der australischen Regierung. Deren Unterstützung für die Probleme der Inselstaaten infolge des Klimawandels sei bisher allerdings gering gewesen.

Papst Franziskus: Besorgt um die Zukunft

Aber ihm geht es beim Engagement für die Menschen in den Pazifikstaaten nicht nur um die Umwelt, sondern auch um den "kontemplativen Blick auf die Schöpfung", von dem Papst Franziskus spricht. Das Kirchenoberhaupt, das aus gesundheitlichen Gründen seine Teilnahme an der UN-Klimakonferenz von Dubai (COP28) abgesagt hatte, drängte die Konferenz zuletzt in seinem Apostolischen Schreiben "Laudate Deum", in Sachen Klimaschutz einen "historischen Schritt nach vorn" zu tun und sich zu "konkreten Maßnahmen" durchzuringen. Zu Botschaftern im Vatikan sagte der Papst laut Vatican News: "Der Heilige Stuhl ist besonders besorgt um die Zukunft unseres gemeinsamen Hauses, vor allem angesichts der Folgen, die der Klimawandel und die Zerstörung von Naturräumen für die schwächsten Mitglieder der Menschheitsfamilie haben können."

Den Bedrohten eine Stimme geben

In diesem Sinne zeigt die "Inter-Congregational Voice on Climate Change" Solidarität mit den Menschen der vom Untergang bedrohten Pazifikstaaten. Pater Claude und seine Mitstreiterinnen und -streiter hören sich an, was die Inselbewohnerinnen und -bewohner über die Bedrohung ihrer Lebensweise sagen – und tragen dazu bei, dass diese wichtigen Geschichten in Australien und in der ganzen Welt gehört werden.

Zusammen mit der "Pacific Calling Partnership" war Pater Claude daran beteiligt, junge Menschen aus Kiribati und Tuvalu nach Australien zu bringen, damit sie zu Führungskräften für ihre eigene Gemeinschaft ausgebildet werden. Junge Menschen wie die 20-jährige Tiiringatea aus Kiribati, die ihre Stimme erhebt, um ihre Geschichte zu erzählen: "Ich liebe mein Land und meine Kultur. Ich möchte nicht in ein anderes Land ziehen. Ich habe jedes Recht, in Kiribati zu bleiben und meine Kultur zu pflegen. Denn ohne meine Kultur bin ich nichts."

Die Ordensgemeinschaften

Der französische Priester Jules Chevalier gründete die Orden der Herz-Jesu-Missionare (1854) und der "Töchter unserer lieben Frau vom heiligsten Herzen von Issoudun" (1874) in Frankreich. Der Frauenorden gründete seine ersten Missionen bereits 1884 in der Pazifikregion, 1895 in Kiribati. Über 1.000 Schwestern leben und arbeiten heute in 27 Ländern, darunter fünf Pazifikstaaten, wo derzeit 90 Schwestern tätig sind. Die Glaubensgemeinschaft mit Hauptsitz in Rom ist seit rund 15 Jahren Kundin der Pax-Bank.

Ihr Ansprechpartner bei der Pax-Bank

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