Mägde Mariens: Kinder bringen Leben ins Kloster

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01.08.2024

Während viele gewerbliche Bauträger ihre Projekte auf Eis gelegt haben, bauten die Mägde Mariens in Köln einen Familien-Campus – Lieferengpässen, Fachkräftemangel und steigenden Materialpreisen zum Trotz. Dabei halfen ihnen ihr unerschütterlicher Glaube und auch ein bisschen die Pax-Bank.

  • In ihrem Klostergarten haben die Mägde Mariens den Familiencampus "St. Marien Haus" errichtet.
  • Der Komplex beherbergt eine U3-Gruppe, eine Schulkindbetreuung, Gästezimmer, Studentenapartments, einen Saal und eine Kapelle.
  • Das Gebäude erfüllt den Effizienzhaus-Standard 55.

"Wer möchte Kuchen?" Kay Theuerkauf, Geschäftsführer der Schulkindbetreuung Dominis, muss nur einmal in die Runde rufen, schon schnellen etliche Kinderarme in die Luft und es ertönt aus mehreren Mündern "Ich, ich, ich!" Belohnung muss sein. Schließlich haben die Grundschulkinder vorher mehr oder weniger konzentriert ihre Hausaufgaben erledigt.

 

Das Leitungsteam: Sr. Oberin Celina, Christiane Dahl, Leiterin von "Liebevolle Kinderzeit", und Dominis-Chef Kay Theuerkauf (von rechts).
Das Leitungsteam: Sr. Oberin Celina, Christiane Dahl, Leiterin von "Liebevolle Kinderzeit", und Dominis-Chef Kay Theuerkauf (von rechts).

Kinder in guten Händen

Bis zu 40 Kinder aus verschiedenen Grundschulen werden seit einem Jahr in dem Neubau auf dem Klostergelände der Mägde Mariens im Kölner Ortsteil Junkersdorf betreut. Sie erhalten ein Mittagsessen, werden bei den Hausaufgaben unterstützt und haben einfach eine gute Zeit. "Bei uns können sich die Kinder frei entfalten. Wir haben keine festen AGs, denn die Kinder haben heutzutage schon genug Termine", sagt Theuerkauf, der bereits seit 2009 eine Schulkindbetreuung für die Grundschüler der Kölner Domsingschule anbietet.

Während sich seine Schützlinge mit ihrem Schokokuchen auf die Nestschaukel oder eine Bank verkriechen, halten nebenan zwölf Babys und Kleinkinder ihren Mittagsschlaf. "Liebevolle Kinderzeit" heißt der Verein, der hier von 8 bis 15 Uhr eine Betreuung für Kinder zwischen 4 Monaten und drei Jahren anbietet. Der Name ist Programm. "Uns ist der familiäre Charakter wichtig. Wenn es den Kindern gut geht, dann fühlen sich auch die Eltern wohl", sagt Christiane Dahl, die den Verein 2007 gemeinsam mit Dr. Wolfgang Fey, leitender Pfarrer der Großgemeinde St. Pankratius, ins Leben gerufen hat.

Bauprojekt mit Gottes Fügung

Fey war es auch, der die Mägde Mariens vor einigen Jahren fragte, ob sich nicht etwas für die Kinder und Eltern in Junkersdorf tun könnten. Die Ordensgemeinschaft – ihr vollständiger Name lautet "Mägde Mariens von der Unbefleckten Empfängnis" – wurde Mitte des 19. Jahrhunderts in Polen von dem Adligen Edmund von Bojanowski  gegründet, um den vielen nach einer Choleraepidemie verwaisten Dorfkindern zu helfen. Insofern liegt das Engagement für Kinder und Familien quasi in der DNA der Mägde Mariens. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die deutsch-sprechenden Schwestern aus Polen ausgewiesen und fanden in Deutschland eine neue Heimat. Seit 1952 wird von Köln die westdeutsche Provinz verwaltet. Heute leben noch 15 Schwestern und die Mutter einer Schwester in dem Haus.

Sr. Celina

Oberin der Mägde Mariens in Junkersdorf

Dies ist ein Ort, der nicht nur ein Gebäude ist, sondern ein Ort der Bildung, der Freude und der Zukunft.

Mit dem Familiencampus ist neues Leben in das Kloster eingekehrt. "Es war Gottes Fügung", sagt die Oberin Sr. Celina, während sie den Kindern mit einem versonnenen Lächeln beim Spielen zuschaut, und ihr sind die Freude und auch ein wenig Stolz anzumerken über das, was ihre Mitschwestern und sie hier geschaffen haben. "Dies ist ein Ort, der nicht nur ein Gebäude ist, sondern ein Ort der Bildung, der Freude und der Zukunft. Hier werden Kinder ihre Träume entdecken und ihre Talente entfalten", sagte sie im August 2023 bei der Einweihung des Gebäudes.

Zukunftsinvestition statt Verkauf

Wo vor einem Jahr ein kleines Paradies für Kinder eröffnet wurde, befand sich bis zum Baubeginn im November 2021 der Park des Klosters, "eine Mischung aus Wald und Gemüsebeet", wie Sr. Celina fast ein wenig beschämt erzählt. "Wir wussten, es muss sich etwas verändern." Die Schwestern hätten das Grundstück auch verkaufen können. Es hätte sich gelohnt. Junkersdorf gehört zu den besseren Wohngegenden von Köln.

Stattdessen entschieden sie sich, auf eigene Kosten eine Anlaufstelle für junge Familien zu schaffen, und ließen sich auch von Lieferengpässen und steigenden Kosten infolge der Corona-Pandemie und des anschließenden Angriffskriegs auf die Ukraine nicht bremsen. "Wir wussten gar nicht genau, was auf uns zukommt", erzählt Sr. Michaela, die "Finanzchefin" des Klosters. Der gesamte Orden bis ins Generalat in Breslau verfolgte das Projekt mit großer Spannung.

Energieeffizienz inbegriffen

Beim Bau planten die Schwestern auch unter Umweltgesichtspunkten für die Zukunft. Das Haus erfüllt mit seiner Dämmung den Effizienzhaus-Standard 55. Den Strom für die Wärmepumpe erzeugt eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Familienzentrums. "Dank der Fußbodenheizung, der Dämmung und der großen Fenster, die viel Sonne hereinlassen, benötigen wir nur 40 Grad Vorlauftemperatur", erzählt Sr. Michaela.  

Insgesamt beliefen sich die Baukosten auf rund 4 Millionen Euro. Joachim Klein, Teamleiter Finanzierungsmanagement bei der Pax-Bank, entwickelte für die Mägde Mariens eine maßgeschneiderte Finanzierung, die auch KfW-Fördermittel berücksichtigt, mit denen sich die klimafreundlichen Maßnahmen günstig refinanzieren lassen. Auch bei der Geldanlage für die Altersvorsorge der Schwestern vertrauen die Mägde Mariens seit vielen Jahren auf die Dienste der Pax-Bank.

Neues Zentrum für die Pfarrgemeinde

Der Familiencampus hat sich in dem Jahr nach der Gründung zu einem wichtigen Treffpunkt für die gesamte Gemeinde entwickelt. Neben der U3-Betreuung und der Schulkindbetreuung gehören dazu nämlich auch noch vier Gästezimmer, neun Studentenapartments, eine Kapelle und ein Saal, in dem sich unter anderem eine Ukraine-Integrationsgruppe trifft und der zum Beispiel für Kommunionsfeiern vermietet wird. Gerade erst feierte die Gemeinde St. Pankratius bei den Mägden Mariens ihr Pfarrfest.

Sr. Celina

Oberin der Mägde Mariens in Köln-Junkersdorf

Man braucht gute Beraterinnen und Berater, Mut und Vertrauen in Gott.

Auch wenn das Projekt die Ordensgemeinschaft gefordert hat: Für Sr. Celina war es die richtige Entscheidung. "Es ist sehr schön mit den Kindern. Hier im Kloster ist immer etwas los." Fragt man sie, wie sie und ihre Mitschwestern dieses anspruchsvolle Bauprojekt bewältigt haben, dann hat sie eine einfache Antwort: "Man braucht gute Beraterinnen und Berater, Mut und Vertrauen in Gott."

Sr. Celina, Christiane Dahl, Sr. Michaela, Joachim Klein und Jörg Nettersheim.

Ein Zeichen für den Frieden

"Es war Liebe auf den ersten Blick." So schwärmt Sr. Celina von dem Olivenbaum, der seit Mai als Zeichen des Friedens den Platz hinter der Kapelle schmückt. "Wir möchten durch den Olivenbaum ein Zeichen des Friedens in die Welt hineintragen." Der Baum ist mehr als 200 Jahre alt und soll schon Napoleon erlebt haben. Die Pax-Bank hat die Anschaffung mit einer Spende in Höhe von 500 Euro unterstützt. Joachim Klein, Teamleiter Finanzierungsmanagement bei der Pax-Bank, und Jörg Nettersheim, Anlageberater Institutionen, haben beim Einpflanzen des Bäumchens, fleißig geholfen.

Ihr Ansprechpartner bei der Pax-Bank

Joachim Klein Teamleitung Finanzierungsmanagement - Institutionelle Kunden

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