Testamentsspenden: "Alle sind Botschafter der Stiftung"

ca. 3 Minuten Lesezeit

11.07.2024

Die Bereitschaft, den Nachlass oder Teile davon für gemeinnützige Zwecke zu vererben, hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Michael Görner, geschäftsführender Vorstand der Malteser Stiftung, erklärt, was Stiftungen tun können, um Testamentsspenden zu erhalten.

  • Laut einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) können sich 28 Prozent der künftigen Erblasser vorstellen, ihr Erbe oder einen Teil davon einem gemeinnützigen Zweck zu hinterlassen.
  • Jeder Kontakt zwischen Mitarbeitenden und potenziellen Spenderinnen und Spendern prägt das Bild der Stiftung in der Öffentlichkeit.
  • Stiftungen sollten Interessenten nützliche Informationen zum Thema Erben/Vererben an die Hand geben.

Seit ihrer Gründung im Jahr 2003 haben schon mehr als 1.000 Stifterinnen und Stifter in die Malteser Stiftung zugestiftet. Rund 130 Stifterinnen und Stifter haben eigene Treuhandstiftungen oder Stiftungsfonds unter ihrem Dach errichtet sowie Stifterdarlehen vergeben. Wie konnten Sie diese Menschen gewinnen bzw. vom Stiften überzeugen?

Michael Görner: Einige Stammspenderinnen und -spender der Malteser sind daran interessiert, manche unserer Dienste oder Projekte dauerhaft mittels einer Stiftung zu unterstützen. Daher laden wir einmal im Jahr einen Teil dieses Personenkreises dazu ein, Teil unserer Stiftergemeinschaft zu werden und unter unserem Dach kostenlos eine eigene Stiftung zu gründen oder zuzustiften. Darüber hinaus nutzen wir Anzeigen in Printmedien und betreiben Online-Werbung, um die Menschen auf uns aufmerksam zu machen und Spenden zu generieren.

Wie sollten Stiftungen aus Ihrer Sicht vorgehen, um insbesondere Erbschaftsfundraising erfolgreich zu betreiben?

Görner: Ich hadere mit dem Begriff Erbschaftsfundraising. Ich finde den Ausdruck Nachlassgestaltung um einiges treffender. Stiftungen sollten in der Lage sein, ihren Spenderinnen und Spendern nützliche Informationen beispielsweise zum Thema Erben/Vererben an die Hand zu geben, etwa in Form eines Testamentsratgebers. Zudem bieten ihnen Vorträge zum Thema Erbrecht, die von einer Anwältin oder einem Anwalt gehalten werden, einen Zusatznutzen. Auch Bündnisse mit anderen Stiftungen oder Organisationen, die ebenfalls Spenden sammeln, erhöhen die kommunikative Reichweite.

Was ist neben aktivem Fundraising noch wichtig?

Görner: Aus meiner Sicht geht es zunächst einmal darum, innerhalb der eigenen Reihen das richtige Bewusstsein für die Sinnhaftigkeit der Stiftung und die notwendigen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Arbeit zu schaffen. Dabei spielen die Mitarbeitenden der Stiftung eine entscheidende Rolle. Jeder Kontakt zwischen ihnen und potenziellen Spenderinnen oder Spendern prägt das Bild der Stiftung in der Öffentlichkeit und entscheidet mit darüber, ob die Stiftung anhand von Spenden oder beispielsweise im Testament einer Person bedacht wird.

Michael Görner

Eine Spende und vor allem ein Vermächtnis oder eine Erbschaft ist so etwas wie eine Stimmabgabe bei einer Wahl.

Porträtfoto von Michael Görner, Vorstand der Malteser Stiftung.
Michael Görner ist geschäftsführender Vorstand der Malteser Stiftung. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehören die Beratung und individuelle Betreuung von Stifterinnen und Stiftern. (Bildquelle: Malteser)

Wie meinen Sie das genau?

Görner: Eine Spende und vor allem ein Vermächtnis oder eine Erbschaft ist so etwas wie eine Stimmabgabe bei einer Wahl, die besagt: "Ja, ihr erfüllt einen guten Zweck in unserer Gesellschaft. Was ihr macht, ist sinnvoll, und ich möchte, dass ihr das auch in Zukunft machen könnt." Ein kleines Beispiel: Bei der Gründung einer eigenen Treuhandstiftung erzählte mir der Stifter, dass seine Frau vor einem Jahr mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden musste. Dabei hätten sich die Malteser Rettungskräfte sehr liebevoll um seine Frau und ihn gekümmert. Das habe ihn beeindruckt und mit dazu bewogen, eine Stiftung zugunsten der gemeinnützigen Arbeit der Malteser zu gründen. Es muss natürlich nicht gleich ein Rettungseinsatz sein. Eine freundliche und den Anrufern zugewandte Stimme am Telefon kann eine ähnliche Bedeutung haben.

Sie beraten Menschen auch zu einer möglichen Stiftungsgründung. Was beinhaltet so eine Beratung?

Görner: Interessenten, die eine Stiftung gründen möchten, erhalten zuallererst unseren Stiftungsratgeber. Anschließend vereinbaren wir gerne einen persönlichen Gesprächstermin. Uns ist es wichtig, unsere Stifterinnen und Stifter persönlich kennenzulernen, damit Vertrauen wachsen kann und gegenseitige Ziele, Möglichkeiten aber auch Grenzen klar werden. Natürlich sprechen wir auch über einzelne Schritte zur Stiftungsgründung wie Name, Zweck, Grundstockvermögen und steuerliche Aspekte.

Müssen Stiftungen heute mehr Anstrengungen unternehmen, um Spenden oder Zustiftungen zu generieren?

Görner: In der Tat werben heutzutage deutlich mehr gemeinnützige Vereine und Stiftungen um Unterstützerinnen und -unterstützer. Zudem ist es über die Online-Kanäle tendenziell leichter, eine größere Reichweite zu erzielen. Insofern wird die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit immer wichtiger. Ferner spielt die wirtschaftliche Situation und demografische Entwicklung in unserem Land eine immer größere Rolle, was natürlich auch Auswirkungen auf das Thema Nachlassgestaltung hat. Nichtsdestotrotz dürfte das Stiften und Spenden an sich aber in gewisser Weise eine Konstante bleiben, da der Impuls, zu helfen und Sinnvolles zu tun, ein Grundbedürfnis der meisten Menschen ist.

Malteser Stiftung

Zweck der Malteser Stiftung und der unter ihrem Dach gegründeten Treuhandstiftungen und Stiftungsfonds ist es, die Dienste und Projekte der Malteser im In- und Ausland finanziell zu fördern. Dies betrifft beispielsweise die Alten- und Jugendhilfe, die Erwachsenen- und Kinderhospizarbeit, die internationale Not- und Katastrophenhilfe sowie die Anlaufstellen für nicht krankenversicherte und obdachlose Mitmenschen. Dies erreicht sie durch den Aufbau eines Stifterkreises.

Ihr Ansprechpartner bei der Pax-Bank

Das könnte Sie auch interessieren

KUHL INVESTIERT: Zinssenkung – Parken Sie Ihr Geld um!

Selektive Fokussierung auf eine abgelaufene Parkuhr ohne Zeit.

Zum ersten Mal seit fast 5 Jahren hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen gesenkt. Wer sein Geld zu spät umparkt, für den könnte es teuer werden.

mehr

„Unsere Investment-Strategie hat sich 2023 bewährt“

Eine Hand dreht vier Holzwürfel, die auf einem Münzstapel liegen, von 2023 auf 2024.

Wird das Börsenjahr 2024 so gut wie das vorangegangene Jahr? Thomas Schumacher, Teamleiter Vermögensmanagement, wagt einen Ausblick.

mehr