Stiftungen auf ihrem ESG-Weg begleiten

ca. 4 Minuten Lesezeit

11.05.2022

Mit einem neuen Leitfaden will die Nichtregierungsorganisation Facing Finance Stiftungen für eine ethisch-nachhaltige Geldanlage sensibilisieren. Thomas Küchenmeister, geschäftsführender Vorstand, und Projektkoordinatorin Emilia Tafel erklären, inwieweit Stiftungen derzeit nach ESG-Kriterien investieren und wie Facing Finance sie auf dem Weg unterstützt.

  • Nachhaltigkeitskriterien sind bei Stiftungen noch unterrepräsentiert.
  • Der Leitfaden "Fair Anlegen und Stiften" informiert unabhängig und unterstützt.
  • Facing Finance regt den Dialog unter deutschen Stiftungen an.

Was hat Facing Finance dazu bewogen, die Anlageentscheidungen von deutschen Stiftungen zu untersuchen?


Thomas Küchenmeister: Mit einem Gesamtkapital von geschätzt 110 Milliarden Euro – die tatsächliche Summe dürfte deutlich höher liegen – sind Stiftungen in Deutschland abseits ihres Stiftungszwecks auch einflussreiche Investoren. Ohne soziale oder ökologische Mindestkriterien ist es sehr wahrscheinlich, dass sie dabei in Unternehmen investieren, die selbst oder in ihrer Lieferkette Menschen- und Arbeitsrechte verletzen oder den Klimawandel befeuern – und damit den eigenen Stiftungszweck unterlaufen.
Emilia Tafel: Da bislang keine gesetzlichen Vorgaben in Bezug auf eine sozial-ökologische, transparente Anlagepolitik existieren, haben Stiftungen eine große Eigenverantwortung, bei der wir beratend zur Seite stehen möchten. Unser Projekt "Fair Anlegen & Stiften" soll sie sensibilisieren und unabhängig informieren.

Die Recherchen für den Leitfaden

Bei den Recherchen interessierten Facing Finance in erster Linie die Richtlinien der kapitalstärksten gemeinnützigen Stiftungen mit einem Stiftungskapital von mindestens 100 Millionen Euro und Finanzanlagen von mindestens zehn Millionen Euro. Die Auswahlmethodik führte letztlich zu 38 Stiftungen. Diese wurden detailliert zu den gängigen ESG-Instrumenten befragt – ob es beispielsweise Richtlinien gibt, die Unternehmen aus dem fossilen Energiesektor ausschließen und wenn ja, ob hier doch noch ein gewisser Umsatzanteil toleriert wird. Wichtig bei der Untersuchung war auch das Thema Transparenz. So wollte Facing Finance wissen, ob Stiftungen ihre Anlagerichtlinien veröffentlichen.

Foto: Facing Finance

Wie ernst nehmen Stiftungen das Thema Ihrer Erfahrung nach?


Thomas Küchenmeister: Eine Handvoll der größten Stiftungen hat das Thema erkannt. Am häufigsten konnten wir bei ihnen Negativscreening, also Ausschlüsse für Branchen wie Tabak, Kohle, Waffen oder Glücksspiel feststellen. Oft werden auch einzelne Unternehmen auf Basis internationaler Normen und Standards ausgeschlossen. Daneben haben wir auch Best-in-Class-Ansätze oder Impact Investments identifiziert. Es ist allerdings schwierig, daraus einen Rückschluss auf den gesamten Stiftungssektor zu ziehen. Viele – gerade kleinere und mittlere Stiftungen – berücksichtigten beispielsweise bei Ihrem Immobilienvermögen auch soziale Aspekte, lange bevor der Begriff ESG populär wurde.

Thomas Küchenmeister

Facing Finance, geschäftsführender Vorstand

Ohne soziale oder ökologische Mindestkriterien bei der Geldanlage besteht das Risiko, dass Stiftungen den eigenen Stiftungszweck unterlaufen.

Foto: Karolin Hupfer

Wie begleiten Sie Stiftungen, die einen Veränderungsprozess in Gang setzen wollen?


Emilia Tafel: Es gibt zahlreiche Informationsangebote, etwa unsere Datenbank Faire Fonds, in der die Investmentfonds der größten deutschen Anbieter und bald auch eine Reihe der am Markt erhältlichen Stiftungsfonds auf Anteile kontroverser Unternehmen durchleuchtet werden. Empfehlenswert besonders für Stiftungen, die robuste Ausschlüsse im Bereich fossiler Energie formulieren möchten, sind die Datenbanken Global Coal Exit List sowie Global Oil & Gas List unserer Partner-NGO urgewald. Hilfreich ist auch unser Fair Finance Guide, der die Nachhaltigkeitsrichtlinien deutscher Banken prüft und bewertet. Für Ausschlussverfahren eignen sich zudem unsere Dirty Profits Berichte, die regelmäßig Unternehmen und ihre Verstöße gegen Umwelt- und Menschenrechte dokumentieren.

Facing Finance

Facing Finance e. V. mit Sitz in Berlin setzt sich seit 2011 für einen verantwortungsbewussten Umgang mit finanziellen Ressourcen ein. Dafür sensibilisiert die Nichtregierungsorganisation Investoren, Finanzdienstleister, Bank- und Versicherungskunden dafür, soziale und ökologische Nachhaltigkeitskriterien bei der Geldanlage stärker zu berücksichtigen. Beim diesjährigen Nachhaltigkeitsranking Fair Finance Guide (FFG) landete die Pax-Bank erneut im grünen Spitzenfeld auf Platz 4.

Ihr Ansprechpartner bei der Pax-Bank

Thomas Schumacher - Stiftungen & Fundraising

Das könnte Sie auch interessieren

KUHL INVESTIERT: Ein ESG-Fonds, der etwas bewegt

Foto: Getty Images/Khanchit Khirisutchalual

Die Pax-Bank geht den nächsten Schritt bei der ethisch-nachhaltigen Geldanlage. Gemeinsam mit Verida Asset Management hat sie einen Fonds aufgelegt, der gezielt in die ESG Transformation investiert: Den Pax ESG Mover Aktien. Pax-Bank Anlageexperte Gregor Kuhl erklärt, warum das ein kluger Zug ist.

mehr

HINRICHS HANDELT: Flagge zeigen bei der Geldanlage

Foto: Getty Images/Serhii Ivashchuk

Der Ukraine-Krieg fordert von uns allen, Verantwortung zu übernehmen – auch für unser Geld. Die Pax-Bank richtet ihre Finanzierung und die Geldanlage seit vielen Jahren nach klaren ethisch-nachhaltigen Kriterien aus. Das unterstreicht die erneute Platzierung im Spitzenfeld des Fair Finance Guides.

mehr

Geldanlage: Einzeltitel haben sich 2021 ausgezahlt

Foto: Getty Images/Dilok Klaisataporn

Seit einem Jahr bietet die Pax-Bank neben dem fondsgebundenen Pax-Vermögens-Konzept auch eine Vermögensverwaltung auf Basis von Einzeltiteln an. Das neue Angebot hat sich gleich im ersten Jahr bewährt.

 

mehr