"Wie Rolltreppe und Lift"

ca. 4 Minuten Lesezeit

02.08.2021

Seit Anfang des Jahres setzt der Hamburger Fondsmanager 7orca die Strategie des Fonds Pax Nachhaltig Ertrag für die Pax-Bank um. 7orca-CEO Tindaro Siragusano und Gregor Kuhl, Bereichsleiter Asset Management, über die spezielle Charakteristik des Fonds und die Zusammenarbeit.

  • Prämienstrategie als Alternative zu Anleihen.
  • Der Fonds agiert wie ein Versicherungsunternehmen am Kapitalmarkt.
  •  7orca managt das Konzept und die Risiken, die Pax-Bank liefert die Nachhaltigkeit.

Herr Kuhl, die Zinsen sind gerade extrem niedrig und Wertpapiere halten viele Anleger für zu teuer. Welche Alternativen sehen Sie aktuell, um stabile Renditen für das Portfolio zu erzielen?
Gregor Kuhl:
Im aktuellen Markt sind vor allem Anlagealternativen gefragt, die mehr Zinsen abwerfen als zum Beispiel Unternehmensanleihen bringen, aber dem Anleger dennoch Liquidität sichern. Dazu nutzen wir gerade zunehmend den Pax Nachhaltig Ertrag. Er basiert auf der sogenannten Prämienstrategie.

Wir funktioniert diese Prämienstrategie?
Tindaro Siragusano:
Die Idee ist, dass dieser Fonds im Grunde wie ein Versicherungsunternehmen am Kapitalmarkt agiert. Die Versicherten zahlen eine monatliche Prämie dafür, dass der Fonds finanziell für sie einspringt, wenn ihre Aktien am Markt stark an Wert verlieren. Aus der Differenz zwischen den Versicherungsprämien, die der Fonds einnimmt, und dem Ausgleich, den der Fonds im Schadensfall zahlen muss, ergibt sich die Rendite für die Fondsanleger. Dabei ist die vereinnahmte Prämie mittelfristig gesehen meistens höher als die im gleichen Zeitraum aufgewendeten Schadenssummen.

Wie kommt das?
Siragusano:
Das hat mit der speziellen Charakteristik des Konzepts zu tun. Die lässt sich gut mit dem Bild einer Rolltreppe und eines Lifts erklären. Wenn die Märkte stabil sind, fährt der Wert des Fonds aufgrund der regelmäßig eingehenden Prämien wie auf einer Rolltreppe stetig nach oben. Von Zeit zu Zeit ereignen sich dann Versicherungsfälle, also Kurseinbrüche. Der Fonds muss ausgleichen und sein Wert fährt kurzfristig – wie ein Lift – ein Stück nach unten. Danach geht es aber sofort wieder dank der weiterhin fließenden Prämien auf der Rolltreppe aufwärts. Hinzu kommt: Oft steigt die Nachfrage nach Versicherungen, wenn ein Schadensereignis stattgefunden hat. Es kommen also mehr Prämien rein und die Rolltreppe fährt steiler als zuvor nach oben.

7orca

Tindaro Siragusano

CEO von 7orca

Der Kunde muss kein Anlageprofi sein, aber er muss das Prinzip des Fonds verstanden haben.

Mit welchen Erträgen rechnen Sie?
Siragusano: Wir als Manager sind davon überzeugt, dass der Fonds aufgrund dieser Charakteristik über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren gesehen eine durchschnittliche Jahresrendite von bis zu vier Prozent erzielen kann – abzüglich der Kosten.

Für welchen Anlegertyp ist das Konzept geeignet?
Siragusano: Es muss kein Anlageprofi sein, aber er muss das Prinzip des Fonds verstanden haben. Dem Anleger sollte bewusst sein, dass Rolltreppenzeiten und Liftzeiten unweigerlich zusammengehören. Das heißt, er muss insbesondere die Liftfahrten abwärts situativ aushalten können und nicht direkt nervös werden. Einer der größten Fehler wäre, direkt nach einem Schadenereignis auszusteigen. Für ängstliche Anleger ist der Fonds daher weniger geeignet.

Kuhl: Dabei muss man aber ergänzen, dass in den Fonds auch eine Rückversicherung eingebaut ist. Sind die Verluste beispielsweise höher als zehn Prozent, kann der Fonds seinerseits eine Versicherung in Anspruch nehmen. Das minimiert das Risiko für die Fondsanleger.

Gregor Kuhl

Bereichsleiter Asset Management der Pax-Bank

Sowohl für private als auch institutionelle Kunden Anleger ist Pax Nachhaltig Ertrag ein sinnvoller Baustein in mittelfristig orientierten Depots.

Herr Kuhl, welche Rolle spielt der Fonds innerhalb Ihrer Angebotspalette?
Kuhl:
Wir bieten ihn vor allem Kunden an, die bisher primär Anleihen gekauft haben, aber weiterhin einen hohen Renditeanspruch haben. In Sachen Liquidität und Risikolevel ist der Fonds mit Unternehmensanleihen weitgehend vergleichbar. Wir nutzen ihn daher auch als Beimischung in den Depots der Kunden. Wir sprechen hier über einen Anteil von zehn bis 15 Prozent. Sowohl für private als auch institutionelle Kunden Anleger ist er ein sinnvoller Baustein in mittelfristig orientierten Depots.

Der Fonds heißt Pax Nachhaltig Ertrag. Wie kommt die Nachhaltigkeit in den Fonds?

Siragusano: Der Fonds versichert ausschließlich Aktientitel, die die Nachhaltigkeitsfilter der Pax-Bank passiert haben.

Kuhl: Konkret erhält 7orca monatlich eine Liste mit versicherbaren Titeln von uns. Dabei schließen wir zum Beispiel bestimmte Branchen wie etwa Rüstung oder Atomkraft aus. Außerdem schauen wir uns die Geschäftspraktiken der Unternehmen genau an. Kinderarbeit zum Beispiel, Korruption oder Geldwäsche sind tabu.

Sie arbeiten also Hand in Hand bei dieser Prämienstrategie?

Siragusano: Genau. Die Bank ist Fondsinitiator und zuständig für das investierbare Universum. Wir sind die Spezialisten für die Strategie. Wir verkaufen die „Versicherungen“ und managen das Risiko. Die Pax-Bank ist aktuell übrigens der einzige Partner, mit dem wir diese Art der Arbeitsteilung praktizieren.

Den Fonds gibt es bereits seit 2017. Aber erst seit Januar setzt 7orca das Konzept mit Pax-Bank um. Wie kam es dazu?
Kuhl: Wir haben uns von dem Partner, mit dem wir das Konzept 2017 aufgesetzt haben, aus Reputationsgründen getrennt. Er war in verschiedene kritische Themen verstrickt, die nicht zu unserem Nachhaltigkeitsverständnis gepasst haben.

Warum fiel die Entscheidung auf 7orca?

Kuhl: Die meisten Fondsmanager, die sich auf solch eine Prämienstrategie spezialisiert haben, setzen sie auf Basis eines Index um. Sie versichern also die Kursentwicklung eines kompletten Aktienindex. Das passt aber nicht zu unserem Nachhaltigkeitsansatz. In einem Index werden nämlich immer auch Aktientitel enthalten sein, die unsere Filter nicht passieren würden. Wir brauchten also einen Manager, der bereit ist, die Strategie auch auf Basis einzelner konkret ausgewählter Aktien umzusetzen. Hier hat uns 7orca mit seinem Engagement und der eigenen Begeisterung für dieses Modell der nachhaltigen Umsetzung überzeugt. Außerdem haben die Manager bereits seit über zwölf Jahren Erfahrung mit solchen Strategien.

Der Name macht neugierig: Woher kommt 7orca?
Siragusano: Die 7 steht für die sieben Gründungsmitglieder. Die einzelnen Buchstaben stehen für unsere Fähigkeiten und Spezialitäten: o für overlay (Absicherungsstrategien), r für Risikosteuerung, c für currency (Währungen) und a für alpha (Schaffung von Mehrwert).

Ihr Ansprechpartner bei der Pax-Bank

Gregor Kuhl - Bereichsleiter Asset Management

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