HINRICHS HANDELT: Klimaschutz geht durch den Magen

ca. 4 Minuten Lesezeit

02.09.2024

Unsere Ernährung trägt erheblich zum Klimawandel bei, bleibt aber oft unbeachtet. Dabei könnte eine pflanzenbetonte, ressourcenschonende Ernährung die CO2-Emissionen massiv senken.

  • Die Ernährungswirtschaft verursacht fast ein Drittel der globalen Treibhausgasemissionen.
  • Soziale Einrichtungen können durch nachhaltige Verpflegung eine Vorreiterrolle übernehmen.
  • Unter dem Motto "Klima à la carte – Nachhaltigkeit auf dem Teller" findet am 5. September das 2. Klimaforum für Wohlfahrt und Kirche statt.

Woran denken Sie, wenn Sie sich fragen, wie Sie Ihren CO2-Ausstoß verringern können? Sicherlich kommen Ihnen als Erstes Themen wie Heizung, Stromverbrauch oder Mobilität in den Sinn. Doch wie sieht es mit Ihrer Ernährung aus? Viele von uns haben diesen wichtigen Aspekt im Kampf gegen den Klimawandel noch nicht auf dem Schirm – und das, obwohl er einen erheblichen Einfluss auf unsere Umweltbilanz hat.

Gesund für uns und den Planeten

Die Lebensmittel, die wir täglich zu uns nehmen, tragen maßgeblich zur Erderwärmung bei. Besonders die industrielle Landwirtschaft, die auf Massentierhaltung und Monokulturen setzt, verursacht immense Mengen an Treibhausgasen. Diese Emissionen entstehen durch den Einsatz von Düngemitteln, die Methanemissionen der Viehwirtschaft und den Energieverbrauch für den Transport und die Verarbeitung von Nahrungsmitteln. Tatsächlich macht die Ernährung global gesehen fast ein Drittel  der gesamten Treibhausgasemissionen aus.

Die Lösung liegt in einem Wandel unseres Ernährungssystems hin zu nachhaltigen und ressourcenschonenden Praktiken. Studien zeigen, dass eine pflanzenbetonte Ernährungsweise wie die Planetary Health Diet , die den Konsum von Fleisch und tierischen Produkten stark reduziert, die CO2-Emissionen um bis zu 70 Prozent senken könnte – ein Potenzial, das wir nicht verschenken sollten.

Jutta Hinrichs

Die Volkswirtin leitet den Bereich Ethik, Nachhaltigkeit & Kommunikation bei der Pax-Bank. In dieser Funktion koordiniert sie alle Aspekte der Bank, die mit Ethik und Nachhaltigkeit zu tun haben, und kümmert sich um ihre ansprechende in- und externe Kommunikation. So ist sie unter anderem verantwortlich für die Erstellung der jährlichen Klimabilanz. Ein wichtiges Anliegen ist ihr das Thema ethisch-nachhaltiges Investment, das Wirtschaft und Ethik kombiniert und seit über 100 Jahren zur DNA der Pax-Bank gehört. Hinrichs hat VWL in Frankfurt und Bonn studiert und arbeitete danach unter anderem für den Bundestagsabgeordneten Gunnar Uldall, die Konrad-Adenauer-Stiftung sowie das Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Hier schreibt die Mutter von zwei Kindern regelmäßig über neue Aktivitäten der Pax-Bank aus dem Bereich Ethik, Nachhaltigkeit und Kommunikation.

Gesunde Ernährung muss nicht unbezahlbar sein

Doch wie können wir diese Erkenntnisse im Alltag umsetzen? Nachhaltige Ernährung muss bezahlbar, zugänglich und in den verschiedenen sozialen Kontexten praktikabel sein. Besonders in sozialen Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen und Pflegeheimen, wo täglich viele Menschen verpflegt werden, stehen wir vor der Aufgabe, nachhaltige Prinzipien mit Budgetrestriktionen und logistischen Herausforderungen in Einklang zu bringen. Ein Blick auf die jüngsten Entwicklungen zeigt jedoch, dass dies machbar ist.

Denn bei der Umsetzung nachhaltiger Ernährung geht es nicht nur darum, was wir essen, sondern auch, wie wir einkaufen, planen und zubereiten. Initiativen zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung, die Förderung regionaler und saisonaler Produkte sowie die klimafreundliche Gestaltung von Speiseplänen sind nur einige der Maßnahmen, die nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll sind. Diese Ansätze tragen dazu bei, dass gesunde und nachhaltige Ernährung für alle erreichbar wird, ohne dabei die planetaren Grenzen zu überschreiten.

Es ist an der Zeit, dass wir die Bedeutung der Ernährung im Kampf gegen den Klimawandel erkennen und handeln.

Sozialwirtschaft kann Vorreiter sein

Kirchen und soziale Einrichtungen nehmen hierbei eine besondere Rolle ein. Als große Träger von Kantinen, Kitas und Pflegeheimen haben sie die Möglichkeit, als Vorreiter und Vorbilder zu agieren. Indem sie auf klimafreundliche Verpflegung setzen, können sie nicht nur das Bewusstsein für die Dringlichkeit eines nachhaltigen Lebensstils schärfen, sondern auch praktische Wege aufzeigen, wie diese Ernährungsweise im Alltag gelingen kann. So kann ein nachhaltiger Speiseplan nicht nur zur Gesundheit der Menschen beitragen, sondern auch einen wertvollen Beitrag zum Schutz unserer Schöpfung leisten.

Dies erfordert jedoch ein Umdenken – sowohl in unseren persönlichen Gewohnheiten als auch in den Strukturen und Systemen, die unsere Ernährung prägen. Es ist an der Zeit, dass wir die Bedeutung der Ernährung im Kampf gegen den Klimawandel erkennen und handeln. Jeder Teller zählt.

Neue Bewirtungs- und Cateringrichtlinie der Pax-Bank

Auch wir in der Pax-Bank bemühen uns, unseren Beitrag zu leisten, indem wir unser Bestellverhalten bei Caterings für Veranstaltungen kritisch untersucht haben. Als Ergebnis haben wir in diesem Frühjahr unsere Bewirtungs- und Cateringrichtline aktualisiert. Darin rufen wir unseren Kolleginnen und Kollegen dazu auf, unseren Gästen neben fleischhaltigen Speisen auch gleichwertig vegetarische und vegane Alternativen anzubieten – mindestens 50 Prozent und nicht nur in Form von Beilagen. Denn wir möchten, dass sich die Pax-Bank auch beim Thema Bewirtung von Gästen, Ausschussmitgliedern sowie Kundinnen und Kunden nachhaltig repräsentiert und ihrem Anspruch gerecht wird: "Alles, was wir tun, muss Mensch und Umwelt stärken."

Logo des 2. Klima-Forums für Wohlfahrt und Kirche

2. Klima-Forum für Wohlfahrt und Kirche in Köln

Am 5. September 2024 findet im Maternushaus in Köln das 2. Klima-Forum unter dem Titel "Klima à la carte – Nachhaltigkeit auf dem Teller" statt. Die Tagung bietet einen praxisorientierten Austausch zu nachhaltiger Ernährung, sozial-ökologischer Lebensmittelproduktion und klimafreundlicher Beschaffung in Kirche, Wohlfahrt und Gesellschaft. Veranstalter sind das Erzbistum Köln und der Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln Weitere Informationen und das vollständige Programm finden Sie hier.

Ihre Ansprechpartnerin bei der Pax-Bank

Jutta Hinrichs Stabsstelle Ethik & Nachhaltigkeit

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