Hinrichs handelt: Nachhaltige Transformation als Chance

Lesezeit: 4 Minuten

19.03.2024

Mit dem "Green Deal" möchte die EU die gesamte Wirtschaft dazu motivieren, Kapitalströme konsequenter in ökologisch nachhaltige Investitionen zu lenken. Dafür nimmt sie besonders die Banken in die Pflicht. Die neue Regulatorik ist für alle herausfordernd, doch wir brauchen dringend eine nachhaltige Transformation, findet Jutta Hinrichs, Bereichsleiterin Ethik, Nachhaltigkeit & Kommunikation in der Pax-Bank.

  • Viele Sozialunternehmen machen sich auf den Weg, ihre Einrichtungen ESG-konform zu gestalten – angetrieben von einer guten Mischung aus eigener Motivation und zunehmenden Berichtspflichten.
  • Sozialunternehmen dürfen bei der Transformation nicht überfordert werden. Die Politik muss die Sozialwirtschaft bei der Refinanzierung der Kosten der Transformation unterstützen.
  • Die Pax-Bank braucht künftig mehr ESG-Daten von ihren Kunden. Gleichzeitig berät und begleitet sie ihre institutionellen Kunden in dem dadurch angestoßenen Transformationsprozess.

Gefühlt erlässt die EU fast täglich neue Regularien, um die nachhaltige Transformation zu beschleunigen. Auch der Finanzsektor hat immer neue Vorgaben zu stemmen, die der Green Deal mit sich bringt. Zum Beispiel sind Banken nun verpflichtet, bei der Kreditgewährung konsequent die ESG-Kriterien (englisch für Environment, Social, Governance) zu berücksichtigen. Dazu müssen sie diese Daten bei den Kunden erst einmal einholen. Das heißt, bei einem Kreditantrag müssen Unternehmen ab einer gewissen Größe neben den üblichen Kreditunterlagen auch viele Daten zur ökologischen Nachhaltigkeit wie zum Beispiel Energieverbrauch vorlegen.

Für die Träger der Sozialwirtschaft kann das zu einem Dilemma werden: Viele Gebäude sind aufgrund ihres Alters noch nicht energetisch saniert und verursachen hohe CO2-Emissionen. So ist ihr größter Hebel zur Klimaneutralität zwar der Immobilienbestand, doch dessen Sanierung droht teuer zu werden. Das sorgt derzeit für viel Unmut in der Sozialbranche.

Druck durch die Finanzaufsicht steigt

Es steht außer Frage, dass die Sozialwirtschaft den Weg zur Klimaneutralität gehen muss – und diesen Weg auch gehen will. Doch viele ihrer Einrichtungen, zu denen auch Krankenhäuser zählen, sind einem besonderen Kostendruck ausgesetzt. Hinzu kommt das Dilemma der fehlenden Refinanzierbarkeit von Ausgaben für energetische Sanierungen und weitere Investitionen im Sinne der ökologischen Nachhaltigkeit.

Die Forderungen an die Politik werden lauter: Wenn sie den Green Deal will, muss sie auch ihren Teil zum Deal beitragen und die Investitionskosten für ökologische Nachhaltigkeit bei der Refinanzierung der Sozialwirtschaft berücksichtigen. Die neuen regulatorischen Anforderungen dürfen den Fortbestand und die Stabilität der sozialen Einrichtungen nicht gefährden. Die Pax-Bank schließt sich diesen Forderungen an.

Der Unmut der Branche entlädt sich auch bei den Banken, denn sie werden als "Erfüllungsgehilfen der EU" wahrgenommen werden. Der neue ESG-Kundenfragebogen ist für Kunden – aber auch für die Banken – keine einfache Kost. Uns ist bewusst: Wir muten unseren Kunden damit einiges zu. Und uns überrascht auch nicht, wenn sie sagen: "Wir sind doch schon sozial nachhaltig. Bitte nicht noch mehr Bürokratie für die Nachhaltigkeit. Dafür haben wir weder Zeit noch Geld noch Personal."

Jutta Hinrichs verantwortet bei der Pax-Bank den Themenbereich Ethik, Nachhaltigkeit & Kommunikation. In dieser Kolumne berichtet sie über ihre Arbeit. Ein wichtiges Anliegen ist ihr das Thema ethisch-nachhaltiges Investment, das Wirtschaft und Ethik kombiniert und bei der Pax-Bank mit ihrer christlich-nachhaltigen Ausrichtung die Basis ihres Handelns darstellt. Hinrichs hat VWL in Frankfurt und Bonn studiert und arbeitete danach unter anderem im Deutschen Bundestag, bei der Konrad-Adenauer-Stiftung sowie beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken.

Transformation als Chance betrachten

Ja, die Regulatorik stellt hohe Anforderungen an Unternehmen und Banken und ist auch nicht immer einfach und nachvollziehbar. Und ja, Berichtspflichten erzeugen Aufwand und sind niemals beliebt, weder bei Banken noch in der Sozialwirtschaft.

Dabei sitzen Kunden und Banken in einem Boot: Die Unternehmen brauchen die Banken als Lotsen in der neuen Welt von ESG-Berichtspflichten. Und die Banken brauchen die ESG-Daten ihrer Kunden. Da besteht leider kein Verhandlungsspielraum.

Im Klein-Klein der Regulatorik dürfen wir das große Ziel – die ökologische Transformation – nicht aus den Augen verlieren. Und so plädiere ich auf beiden Seiten für eine große Portion guten Willen und Zuversicht: Die Erhebung von ESG-Kennzahlen wird neue Erkenntnisse bringen, Entwicklungsprozesse anstoßen und positive Veränderungen sowohl in den Sozialeinrichtungen als auch in den Banken bewirken.

Jutta Hinrichs

Bereichsleiterin Ethik, Nachhaltigkeit & Kommunikation

Bei der Erhebung von ESG-Kundendaten geht es uns um mehr als Zahlen. Wir wollen erst einmal verstehen, wie sich unsere Kunden auf die Themen Nachhaltigkeit und ESG einstellen und welche Maßnahmen sie planen.

Unser Transformationsansatz

Bei der Erhebung von ESG-Kundendaten geht es uns um mehr als nur Zahlen, Daten und Fakten. Wir als Bank wollen erst einmal verstehen, wie sich unsere institutionellen Kunden auf die Themen Nachhaltigkeit und ESG einstellen und welche Maßnahmen sie in Richtung der ökologischen Transformation planen. Natürlich wissen wir nicht besser als unsere Kunden, welcher Weg nun konkret in einer Sozialeinrichtung einzuschlagen ist. Aber wir haben den Anspruch, mit unseren Kunden darüber ins Gespräch zu kommen und Bewusstsein für die Themen zu schaffen, sofern es nicht schon längst vorhanden ist.

Wir möchten unsere Kunden dabei unterstützen, diesen Transformationsprozess in ihrem Haus zu gestalten. Wir verstehen uns als Katalysator des Wandels und Treiber der Veränderung, indem wir Investitionskapital und Finanzierungen bereitstellen und Beratung anbieten. Sprechen Sie uns auf diese Themen an! Lassen Sie uns gemeinsam den Weg der Transformation mit Zuversicht und Gestaltungswillen gehen!

Ihre Ansprechpartnerin bei der Pax-Bank

Sebastian Over - Leiter Marketing / Öffentlichkeitsarbeit

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