Photovoltaik: Sparen mit der Kraft der Sonne

ca. 6 Minuten Lesezeit

25.06.2021

Wer Solarstrom produziert, schont nicht nur die Umwelt, sondern auch den eigenen Geldbeutel – vor allem, wenn man möglichst viel davon selbst verbraucht. Deshalb rechnet sich für das Metallbau-Unternehmen Brosius GmbH sogar eine 10.000 Quadratmeter große Solaranlage, finanziert durch die Pax-Bank.

  • Mit der Photovoltaikanlage macht sich das Unternehmen unabhängiger von Lieferanten.
  • Durch die Produktion von Stickstoff für die Laserschneideanlagen verbraucht Brosius rund die Hälfte des produzierten Stroms selbst.
  • Langfristig spart das Unternehmen etwa 30 Prozent der Stromkosten, die ohne die Anlage entstehen würden.

Überall in der neuen lichtdurchfluteten Produktionshalle schneiden, stanzen, walzen, schleifen, hämmern und schweißen Mitarbeiter konzentriert vor sich hin. Die Geräusche ihrer Werkzeuge werden untermalt vom Grundrauschen der Maschinen. Es geht zu wie in einer Weihnachtswerkstatt. Nur dass hier keine Spielzeuge aus Holz entstehen, sondern Spezialbauteile aus Stahl: Prototypen und Zubehör für den Sondermaschinen- und Anlagenbau. "Bei uns gibt es nichts von der Stange. Wir planen, konstruieren und produzieren alle Teile auf Kundenwunsch und gehen in hohem Maße auf Sonderwünsche ein", erklärt Firmengründer Thomas Brosius.

Das Metallbau-Unternehmen aus Föhren bei Trier bietet die komplette Wertschöpfungskette aus einer Hand – von der Planung und Konstruktion der Bauteile bis zur Umsetzung und Endmontage. Die mehr als 400 Kunden aus der ganzen Welt schätzen die hohe Qualität, Termintreue und Zuverlässigkeit des Unternehmens. Nicht umsonst heißt das Motto von Brosius "Mehr als genau." Thomas Brosius bezeichnet sich selbst als technikverliebt und prüft bis heute jede Konstruktionszeichnung selbst.

Organisches Wachstum

Der gelernte Maschinenbautechniker ist das, was man in den USA einen Selfmademan nennt. Nachdem er viele Jahre für Metallbauunternehmen im Vertrieb gearbeitet hat, machte er sich 2005 mit 42 Jahren selbstständig. "Dabei war das nie mein Ziel. Ich bin eher in die Selbstständigkeit gestolpert. Aber wenn ich etwas mache, lässt es mich nicht mehr los." Die Idee kam von seiner Frau, nachdem es an der Spitze seines letzten Arbeitgebers einen Generationswechsel gegeben hatte.

Schaut man sich die Entwicklung des Unternehmens an, dann war es die richtige Entscheidung. Anfangs arbeitete Brosius alleine und konzentrierte sich auf die Planung und Entwicklung von Bauteilen. Um die Abhängigkeit von Lieferanten zu verringern, übernahm er nach und nach zusätzliche Aufgaben und stellte erste Mitarbeiter ein. Schnell wurde die Halle im Gründerzentrum des Industrieparks Region Trier (IRT) zu klein. 2008 hat er erstmals gebaut, mit einem Kredit der Pax-Bank, die seine Selbstständigkeit von Anfang an begleitet hat. "Schließlich bin ich seit 1986 Kunde", erzählt Brosius. Mehrmals hat er das Gebäude erweitert, doch vor drei Jahren wurde es auch dort zu eng.

Deshalb hat er 2019 noch mal gebaut. Der im August 2020 bezogene Neubau ist doppelt so groß wie der Vorgänger und bietet den rund 100 Mitarbeitern 10.000 Quadratmeter Produktionsfläche, 1.500 Quadratmeter Bürofläche, 400 Lagerplätze im Hochregallager sowie zwei Lackier- und Pulverbeschichtungsanlagen. Insgesamt investierte Brosius einen zweistelligen Millionenbetrag. "Das ist eine Rieseninvestition, die ich mir gut überlegt habe. Wir zahlen nicht mehr als vorher, aber wir können 30 bis 40 Prozent mehr produzieren", erzählt Brosius, der den Neubau in großen Teilen selbst geplant hat. Stolz ist er, dass man im Zeitplan blieb und sogar bei den Kosten sogar unter dem Budget lag.

Thomas Brosius sitzt auf einer Anlage - Foto: Territory/Werner Schüring
Foto: Territory/Werner Schüring

Thomas Brosius

Firmengründer

Wir zahlen nicht mehr als vorher, können aber 30 bis 40 Prozent mehr produzieren.


Auch die 10.000 Quadratmeter große Photovoltaikanlage auf dem Dach des Neubaus geht auf seine Initiative zurück. Brosius verfolgt damit gleich mehrere Ziele: Den Eigenbedarf decken und sich unabhängig machen, das Klima schonen und gleichzeitig die Kosten senken. Da ist Brosius ganz Unternehmer. "Die Kosten für die Anlage liegen im sechsstelligen Bereich. Das muss sich rechnen, und zwar nicht erst nach 20 Jahren." Brosius hat es sich vorher gut durchgerechnet. Auf der einen Seite stehen Zins und Tilgung für den Kredit. Auf der anderen Seite die Kosten für den eingesparten Strom und die Einspeisevergütung. "In acht Jahren, wenn die Anlage abbezahlt ist, sparen wir bis zu 30 Prozent der Stromkosten – bei heutigen Preisen." Finanziert wurden der Neubau und die Photovoltaikanlage zu 80 Prozent mit einem Kredit der Pax-Bank.

Ein unabhängiger Geist

Die Anlage leistet in der Spitze 750 kW und produziert pro Jahr rund 800.000 kWh. Theoretisch könnte sie über das Jahr den gesamten Strombedarf des Betriebs decken. Leider scheint die Sonne nicht immer, wenn bei Brosius gearbeitet wird, und umgekehrt. Deshalb muss Brosius manchmal Strom für die vergleichsweise niedrige Einspeisevergütung abgeben und zu anderen Zeiten relativ teuer Strom zukaufen. Um diesen Anteil möglichst gering zu halten, hat sich der Tüftler überlegt, wie er möglichst viel Strom selbst verbraucht. Die Lösung: Wenn die Sonne scheint und im Werk nicht gearbeitet wird – also vor allem am Wochenende –, nutzt er den Strom zur Produktion von Stickstoff, den er für die hochmodernen Laserschneideanlagen benötigt. Der Stickstoff dient quasi als Energiespeicher oder -puffer. So kommt er auf einen Eigenverbrauch von rund 50 Prozent des Stroms. "Bisher wurde der Stickstoff mit Lkw aus Münster geliefert.  Durch die eigene Stickstoffproduktion verringern wir Transporte und Emissionen". Mit der Abwärme der Kompressoren heizt er das Werk, das dank KfW-70-Standard ohnehin wenig verbraucht. "Ich suche immer noch Möglichkeiten, wo wir sparen können. Denn was wir nicht ausgeben, können wir investieren." Ein weiterer Effekt: Brosius macht sich unabhängiger von Stromanbietern und Lieferanten. Und Unabhängigkeit, das hört man immer wieder raus, ist ihm wichtig.

Schon auf der alten Halle, die gleich um die Ecke im Gründerpark liegt, hat er 2012 eine Photovoltaikanlage installiert. Anders als jetzt leitet er den Strom komplett ins Netz. "Die Anlage dient als Altersvorsorge für meine Frau." Inzwischen liegt die Einspeisevergütung deutlich niedriger. Trotzdem kann sich eine Photovoltaikanlage selbst dann noch lohnen, wenn man den Strom nicht selbst verbraucht. Denn gleichzeitig sind die Anlagen heute günstiger und effizienter. "Viele unserer Kunden nutzen ihre Photovoltaikanlage als Geldanlage", erzählt Jörg Wiersch, Berater für Institutionelle Kunden bei der Pax-Bank für Trier und Mainz. "Das zahlt sich gerade bei hohen Steuersätzen noch immer aus."

So lohnt sich Photovoltaik

Wer aktuell oder in naher Zukunft eine Photovoltaikanlage in Betrieb nimmt, sollte einen möglichst hohen Eigenverbrauch anstreben. Der Grund dafür ist einfach: Die Ersparnis durch jede nicht vom Stromversorger bezogene Kilowattstunde ist deutlich höher als die Einspeisevergütung für eine ins Stromnetz eingespeiste Kilowattstunde. Die Photovoltaik Einspeisevergütung hat sich in den letzten Jahren deutlich verringert. 2004 erhielten Betreiber einer Anlage bis 30 kW Leistung pro Kilowattstunde 57,4 Cent. Aktuell liegt die Vergütung je nach Leistung zwischen 7,47 Cent und 5,68 Cent. Allerdings haben sich auch die durchschnittlichen Investitionskosten dementsprechend angepasst, sodass Photovoltaikanlagen nach wie vor wirtschaftlich sinnvoll sind. Dem Betreiber wird die Vergütung für den eingespeisten Strom für 20 Jahre garantiert. Die Höhe hängt ab vom Zeitpunkt der Inbetriebnahme. Die KfW unterstützt die Anschaffung von Photovoltaikanlagen unter anderem mit dem Programm 274. Die Experten der Pax-Bank beraten Sie gerne.

Quelle: www.photovoltaik.org

Wenn Thomas Brosius auf die neue Halle schaut, kann er manchmal selbst nicht glauben, wie schnell sich das Unternehmen entwickelt hat. Sorge bereitet ihm momentan nur die Explosion der Stahlpreise, die sich infolge der Corona-Krise in den letzten Monaten verdreifacht haben. Vorausschauend hat er den Neubau dimensioniert, dass er Platz für die weitere Expansion bietet. Es soll sein letzter Neubau sein. "Ich habe mir vorher gesagt: Jetzt baust Du noch einmal, dann muss es reichen", sagt der Endfünfziger. Seine Nachfolge ist schon eingeleitet: Einer seiner beiden Söhne arbeitet im Unternehmen. Auch da denkt Brosius nachhaltig.

Ihr Ansprechpartner bei der Pax-Bank

Jörg Wiersch

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