Digitale Transformation im Krankenhaus

ca. 6 Minuten Lesezeit

26.03.2021

Die Digitalisierung im Krankenhaus muss vorankommen. Das Krankenhauszukunftsgesetz will Fortschritte auf diesem Weg erleichtern. Eine neue Genossenschaft tritt an, um kirchliche Träger bei der Umsetzung ihrer digitalen Strategie zu begleiten.

  • Die Digitalisierung in deutschen Krankenhäusern hinkt hinterher. Das im vergangenen Herbst in Kraft getretene Krankenhauszukunftsgesetz soll den Trägern ein "digitales Update" erleichtern und stellt dafür Zuschüsse bereit.
  • Die Genossenschaft Digital Health Transformation (dht) will ihre Mitglieder und Interessenten beim digitalen Fortschritt unterstützen.
  • Sie hilft Trägern, Mittel aus dem Gesetz für die Digitalisierung wirkungsvoll zu investieren. Auch die Pax-Bank berät über weitere Fördermöglichkeiten.

Die Digitalisierung in Krankenhäusern ist ein vielschichtiges Feld – und manchmal droht sie bereits an der Infrastruktur zu scheitern, weiß Jared Sebhatu. "Was nützt ein mobiles Patientenportal, wenn das WLan schwächelt?" fragt er. Der IT-Experte hat es sich zur Aufgabe gemacht, Krankenhäuser bei der digitalen Transformation zu unterstützen. Sie muss und sie wird kommen, denn sie hat das Potenzial, die Zusammenarbeit im Krankenhaus qualitativ besser, präziser und effizienter zu machen.
Die digitale Transformation bedeutet aber mehr als ein papierloses Krankenhausmanagement. Sie krempelt Arbeitsabläufe und Routinen um und verändert die Stellenpläne, denn sie erfordert neue Fachkräfte. Erst einmal braucht Digitalisierung also Investitionsmittel und Aufwand. Wann löst sie das Versprechen ein, Abläufe zu optimieren und Geld zu sparen?

Jared Sebhatu

Vorstand Digital Health Transformation

Wir wollen machbare Projekte definieren, die Krankenhäusern digitale Erfolgsstrategien möglich machen.

Den Erfahrungsaustausch fördern

"Es gibt viele Anwendungsfelder, aber nicht alle haben einen bereits nachgewiesenen Nutzen", sagt Sebhatu. "Wir wollen machbare Projekte definieren, die Krankenhäusern digitale Erfolgsstrategien möglich machen. Das Interesse ist da, aber die schlichte Frage nach dem Mehrwertversprechen begleitet uns bei jedem Schritt." Wir, das ist die Genossenschaft "Digital Health Transformation" (dht) mit Sitz in Berlin. Drei katholische Träger haben sie im vergangenen November ins Leben gerufen, die Alexianer GmbH, die Barmherzigen Brüder Trier gGmbH und die St. Josefs-Hospital Wiesbaden GmbH. Die neue Genossenschaft soll gemeinsame Erfahrungen und ihren Austausch ermöglichen.

"Wir sind offen für weitere Mitglieder", sagt ihr Vorstand Sebhatu. Dabei kann er auf breite Erfahrungen zurückgreifen. Durch Stationen bei Unternehmen in der Gesundheitswirtschaft baute er Expertise im Blick auf Innovation und Geschäftsmodellentwicklung in der digitalen Gesundheitsversorgung auf und hat sich in den vergangenen Jahren als Unterstützer der digitalen Transformation im Gesundheitswesen etabliert.

Foto: Privat
Jared Sebhatu, Vorstand der Digital Health Transformatoin

Wenn Whatsapp ausscheidet

"Wir helfen den Mitgliedern, zu strukturierten Investitionsentscheidungen zu kommen, indem wir Anwendungsfelder finden, Pilotprojekte starten und den tatsächlichen Mehrwert in der klinischen Realität messen", erklärt Sebhatu das Vorgehen der Genossenschaft. "Am Ende muss eine größere Effizienz oder Qualität der Versorgung stehen." Auf der Projektliste stehen zum einen scheinbar einfache Projekte wie ein klinischer Messengerdienst in Zusammenarbeit mit niederländischen Partnern. Er dient der Verständigung zwischen allen im Krankenhaus Mitarbeitenden und wird derzeit als Pilotprojekt in Wiesbaden erprobt. Denn allgemein verfügbare Dienste wie Whatsapp genügen nicht dem Datenschutz. "Da erhoffen wir uns, dass die Mitarbeitenden den Nutzen schnell erkennen und das neue Arbeitsinstrument einsetzen", sagt Sebhatu. Darüber hinaus begleitet die Genossenschaft mit Zuschüssen und Fachexpertise die Entwicklung eines klinisches Abrechnungssystems.

Aber es sind auch komplexe Verbünde denkbar, die durch Datenaustausch eine umfassende Behandlung unterstützen und mehr Patientenorientierung ermöglichen, so wie sie in Nachbarländern, etwa den Niederlanden, schon eingeführt werden. Bisher arbeiten viele Krankenhäuser mit Insellösungen. Diagnostik, Aufnahme und Verwaltung setzen häufig auf jeweils eigene Systeme. Diese müssen sinnvoll vernetzt oder ergänzt werden, wenn ein Gesamtkonzept von elektronischen Patientenakten, Laborwerten, Notfalldaten, Befunden, Röntgenbildern und Medikationsplänen entstehen soll.

Krankenhauszukunftsgesetz: Dieses Jahr sind Anträge fällig

Die dht unterstützt die Krankenhäuser auch im Blick auf das im vergangenen Herbst verabschiedete Krankenhauszukunftsgesetz. Das Ziel des Gesetzes ist unter anderem, die Modernisierung der Krankenhäuser voranzutreiben. Darüber hinaus liegt ein besonderer Fokus auf der Digitalisierung der Krankenhäuser auf Basis bundesweiter Standards, um das Gesundheitswesen enger zu vernetzen und dadurch die Patientenversorgung zu verbessern. Bund und Länder stellen zusammen bis zu 4,3 Milliarden Euro bereit. 15 Prozent der Mittel müssen in die Sicherheit investiert werden, denn die ist im Krankenhaus besonders wichtig. Bis Ende des Jahres müssen die Krankenhausträger ihre Projektanträge bei den Ländern stellen, mit der Umsetzung haben sie Zeit bis 2025.

Pax-Bank unterstützt bei der Eigenmittelfinanzierung

Dabei kommt auch die Pax-Bank ins Spiel. "Wir sehen das Thema Digitalisierung in Krankenhäusern als einen wesentlichen Erfolgsfaktor und möchten unsere Kunden dabei aktiv begleiten", sagt Jörg Wiersch, der für die Beratung institutioneller Kunden zuständig ist.
"Bei der aktuellen Digitalisierungsoffensive auf Basis des Krankenhauszukunftsgesetzes gehen unsere Kunden vorrangig von einer Finanzierung der Maßnahmen durch Bundes- und Landesmittel aus. Im Rahmen einer erforderlichen Eigenmittelfinanzierung steht unser Haus grundsätzlich als Partner zur Verfügung." Anforderungen bzw. Rahmenbedingungen zu dem entsprechenden KfW-Programm sind einem Merkblatt zu entnehmen.

Ihr Ansprechpartner bei der Pax-Bank

Jörg Wiersch

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