Neue Perspektive für junge Menschen

ca. 4 Minuten Lesezeit

30.08.2023

Schloss Bellinghoven gibt jungen Menschen mit psychischen und/oder Suchterkrankungen eine neue Perspektive für ihr Leben. Sie können dort einer geregelten Tagesstruktur nachgehen oder sogar eine Berufsausbildung in den Bereichen Schreinerei, Metallbau oder Zweiradmechanik absolvieren.

  • Der Caritasverband Oberhausen ist Träger der Einrichtung.
  • In Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit bietet das Schloss Ausbildungsplätze an.
  • Die Pax-Bank hat eine Werkstatthalle für die Ausbildung im Metallbau finanziert.

Idyllisch von Feldern und Wiesen umgeben, liegt am Niederrhein im Kreis Kleve das alte Wasserschloss Bellinghoven. Im 14. Jahrhundert gehörte es den Grafen von Kleve. Heute leben in dem Schloss, das mittlerweile vom Caritasverband Oberhausen betrieben wird, 30 junge Menschen mit psychischen Einschränkungen und/oder Suchterkrankungen. Viele von den 18- bis zumeist 30-jährigen Bewohnerinnen und Bewohnern sehen in dem Aufenthalt in Schloss Bellinghoven die letzte Chance, etwas in ihrem Leben zu verändern.

Schloss Bellinghoven ist eine besondere Wohnform der Eingliederungshilfe, in der die Klientinnen und Klienten durchschnittlich 1,5 Jahre bleiben. Es bietet aber auch Ausbildungsplätze in einer Schreinerei, in der Zweiradmechanik oder im Metallbau an. Getreu ihrem neuen Claim "Die Bank für Veränderung" hat die Pax-Bank hier einen positiven Beitrag geleistet und den Umbau einer Werkstatthalle für die Ausbildung im Metallbau finanziert.

Rückkehr in ein selbstbestimmtes Leben

Klaus-Jürgen Monz leitet die Einrichtung Schloss Bellinghoven.
Klaus-Jürgen Monz, Leiter der Einrichtung Schloss Bellinghoven. (Bildquelle: Caritasverband Oberhausen)

"Der Caritasverband Oberhausen hat das Schloss vor vielen Jahren geerbt", erzählt Klaus-Jürgen Monz, Leiter der Einrichtung. "Seitdem begleiten wir junge Menschen mit psychischen und/oder Suchterkrankungen aus ganz Deutschland dabei, wieder selbstbestimmt leben zu können, indem wir ihnen eine geregelte Tagesstruktur anbieten." Allerdings müssen die Klientinnen und Klienten nicht unbedingt in der Einrichtung wohnen, um bei der Bewältigung ihres Alltags von den dortigen Heilerziehungspflegern, Pädagoginnen oder einer Psychologin unterstützt zu werden: "Wir betreiben auch eine kleine Außenwohngruppe in Wesel, etwa 10 bis 15 Kilometer von hier entfernt, oder bieten ein sogenanntes betreutes Wohnen in direkter Nähe zum Schloss an," sagt der 61-Jährige.

Bei null anfangen

Die Tagesstruktur, die Schloss Bellinghoven den Klientinnen und Klienten ermöglicht, beruht auf einem breitgefächerten Konzept. "Wir fangen hier wirklich bei null an", sagt Monz. „Das kann beispielsweise pünktliches Aufstehen, Ordnung halten oder Kochen sein. Es kommt immer darauf an, was unsere Klientinnen und Klienten möchten und in der Lage sind zu leisten. Natürlich können sie auch einer Beschäftigung in unseren hauseigenen Werkstätten oder der Gärtnerei nachgehen."

Es gibt auch junge Menschen, die ihren Schulabschluss nachholen möchten. Diesen können sie zwar nicht in Schloss Bellinghoven machen, aber die dortigen Pädagoginnen und Pädagogen üben mit ihnen den Lernstoff und bereiten sie auf die Prüfungen vor. "Darüber hinaus haben wir Klientinnen und Klienten, die außerhalb arbeiten gehen, etwa im Einzelhandel, und nur stundenweise von uns begleitet werden", erläutert Monz. "Das ist individuell und ganz verschieden." Die meisten, die in Schloss Bellinghoven begleitet werden, kommen direkt aus einer Klinik. "Wenn sie zu uns kommen, müssen wir erst schauen, wo sie stehen und welche Gedanken sie zu ihrem weiteren Lebensweg haben", erzählt der Leiter der Einrichtung.

Klaus-Jürgen Monz

Leiter der Einrichtung Schloss Bellinghoven

Wenn die Klientinnen und Klienten zu uns kommen, müssen wir erst einmal schauen, wo sie stehen und welchen Gedanken sie zu ihrem weiteren Lebensweg haben.

Beschäftigung schafft Struktur

Die meisten Klientinnen und Klienten möchten während ihres Aufenthalts in Schloss Bellinghoven etwas Sinnvolles tun. Das ist während der Tagesstruktur in der Trainingswerkstatt, der Malerei oder in der Gärtnerei möglich. "Aber auch hier richten wir uns individuell nach den Klientinnen und Klienten", sagt Monz. "Es gibt solche, die an drei Tagen pro Woche jeweils vier Stunden arbeiten, andere wiederum möchten fünf Tage in der Woche acht Stunden am Tag körperlich arbeiten, weil es sie müde macht, wie sie sagen."

Haben die Jugendlichen in den Werkstätten erst einmal Spaß an der Arbeit entwickelt, ist der Wunsch nach einer Berufsausbildung in einem Handwerk häufig groß. "Das ist natürlich erfreulich, aber auch hier müssen wir genau hinschauen", sagt Monz. "Manchmal sagen unsere Mitarbeiter in den Werkstätten leider, dass derjenige kein handwerkliches Geschick hat und von der Feinmotorik her für einen handwerklichen Beruf noch ungeeignet ist. Dann müssen wir überlegen, wie wir weiter vorgehen können, um das Ziel des jungen Menschen nicht völlig aus den Augen zu verlieren. Zum Beispiel, indem wir Feinmotorik trainieren."

Ein Auszubildender von Schloss Bellinghoven bei der Arbeit in der Metallwerkstatt.
In der Ausbildung im Metallbau ist höchste Präzision gefragt. (Bildquelle: Caritasverband Oberhausen)

Ausbildung mit Bestnoten

Die Einrichtung bietet Jugendlichen aber auch Ausbildungsplätze in der Schreinerei, der Zweiradmechanik oder im Metallbau beziehungsweise der Schlosserei an. "Bei der Schlosserei handelt es sich um die alte Scheune eines ehemaligen Bauernhofs", sagt Michael Kreuzfelder, Vorstand des Caritasverbands Oberhausen. "Diese haben wir mithilfe einer Finanzierung durch die Pax-Bank zu einer großen Werkstatthalle umgebaut."

Die Ausbildung der Jugendlichen wird von der Bundesagentur für Arbeit finanziert. "Die psychischen Erkrankungen und die Suchtkrankheit müssen behandelt sein, bevor die jungen Leute zu uns in die Ausbildung kommen können", erklärt Klaus-Jürgen Monz. Auch Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit sind unabdingbare Voraussetzungen. "Wir hatten in der Vergangenheit zwei Azubis, die ihre Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer als Beste ihres Ausbildungsjahrgangs abgeschlossen haben", sagt Monz. "Das ist eine schöne Bestätigung für unsere Arbeit und ein Zeichen dafür, dass wir den Jugendlichen etwas beibringen, wovon sie gut leben können, ohne staatlich unterstützt werden zu müssen."

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