Kolping: Verantwortung für die kommenden Generationen

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05.12.2022

Das Kolping-Berufsbildungswerk (KBBW) Hettstedt in Sachsen-Anhalt gehörte 1992 zu den ersten Kunden der neu eröffneten Pax-Bank Filiale in Erfurt. Schon damals engagierte sich die Einrichtung für Jugendliche mit Förderbedarf im Umwelt- und Klimaschutz. Diesem Anspruch ist sie bis heute treu geblieben – ebenso wie der Pax-Bank.

  • Das KBBW Hettstedt wurde 1991 gegründet.
  • Schon mehr als 2.000 Jugendliche haben im KBBW erfolgreich ihre erste Berufsausbildung absolviert.
  • In dem Leitbild, das geprägt ist durch das christliche Menschen- und Weltbild, bildet Nachhaltigkeit einen eigenen Wert, der gelebt wird.

Biegt man am Ortsrand von Hettstedt auf das parkähnliche Gelände des KBBW ein, so fallen einem schnell die großflächigen Solarmodule ins Auge. Wie riesige Streifen aus Aluminium glänzen sie auf den roten Dächern der Werkstätten in der Sonne. In den vergangenen Jahren wurde die Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage) sukzessive ausgebaut, auf inzwischen 200 Kilowatt-Peak (kWp). Diese Maßeinheit bezeichnet die maximale Leistung von Solaranlagen unter Standard-Testbedingungen. Zusätzlich gibt es noch zwei nachgeführte PV-Anlagen mit jeweils 10 kWp.

2021 wurden insgesamt 120.000 Kilowattstunden Strom durch Solarenergie erzeugt und dadurch knapp 20 Tonnen CO2 eingespart. Der Strom wird genutzt für die Ausbildungswerkstätten, das Wohnheim, den Ofen der Bäckerei, die "Stadtküche", wo täglich rund 3.000 Mittagessen gekocht werden, sowie die Wäscherei des Kolibri-Integrations-Service, einer weiteren Tochtergesellschaft des KBBW. "Wir waschen hier mit der Kraft der Sonne", sagt Dr. Markus Feußner, seit dem Jahr 2000 Geschäftsführer des Berufsbildungswerks.

Foto: KBBW Hettstedt

Perspektiven für junge Menschen

Hier, im östlichen Harzvorland, ist die Energiewende schon Realität. "Wir haben beim Strom mit Weitblick agiert. Als wir mit der Umstellung auf regenerative Energien begonnen haben, hat niemand geahnt, dass die Kilowattstunde Strom mal über 50 Cent kosten würde", freut sich Feußner. Eine Solarthermie-Anlage nutzt die Sonnenenergie, um das Wasser für die Wohnheime und Betriebsgebäude zu wärmen. Zusätzlich gibt es ein Blockheizkraftwerk mit einer Leistung von 50 Kilowatt. Es nutzt die Abwärme der Stromerzeugung und ist dadurch effizienter als konventionelle Heizungen. Auf diese Weise wurden 2021 nochmals fast 80 Tonnen CO2 eingespart. Bereits 2017 hat das KBBW zudem eine eigene Solartankstelle für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingeweiht. Auf einem der drei Elektroautos des KBBW steht in schwarz-orangefarbener Schreibschrift der Slogan "Die ‚andere‘ Werkstatt! Individuell • Inklusiv • Mit Perspektive".

Die Einrichtung am Rande des Harzes bereitet Jugendliche mit besonderem Förderbedarf auf den Arbeitsmarkt vor: Schulabgänger aus Förderschulen, Jugendliche mit seelischen und psychischen Behinderungen, Störungen des Sozialverhaltens und der Konzentration, Defiziten in der Sprach- oder der motorischen Entwicklung sowie mit körperlichen Einschränkungen und hyperaktiven Störungen. Seit der Gründung des KBBW 1991 haben mehr als 2.000 Rehabilitandinnen und Rehabilitanden erfolgreich eine berufliche Erstausbildung absolviert. Aktuell ist dies in 27 anerkannten Berufen aus den Fachbereichen Holztechnik, Metalltechnik, Farbtechnik und Raumgestaltung sowie Ernährung und Hauswirtschaft, Textiltechnik und Gartenbau möglich.

Gelebte Schöpfungsverantwortung

"Als Kolping-Bildungsunternehmen orientiert sich unsere Arbeit am Vorbild von Adolph Kolping, am christlichen Menschen- und Weltbild, der christlichen Gesellschaftslehre und am Leitbild des Kolpingwerks Deutschland", heißt es im Leitbild des KBBW. Neben den traditionellen Werten der christlichen Soziallehre – Personalität, Subsidiarität, Solidarität und Gemeinwohl – bildet inzwischen die Nachhaltigkeit einen eigenen Wert in dem Leitbild: "Die Verantwortung für die kommenden Generationen erfordert einen gewissenhaften Umgang mit den Lebensgrundlagen dieser Welt."

Dr. Markus Feußner

Geschäftsführer KBBW

Wir fühlen uns als Vorbilder für unsere Jugendlichen und sehen es als Teil unseres Erziehungsauftrags an, ihr Bewusstsein für die Bewahrung unserer Erde zu stärken.

Aus diesem Grund engagiert sich das KBBW unter anderem in der Initiative "Wirtschaft pro Klima", die von dem Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften B.A.U.M. e.V. ins Leben gerufen wurde. Die dort vertretenen Unternehmen eint die Überzeugung, dass Klimaschutz auch ökonomisch sinnvoll ist. "Wir fühlen uns als Vorbilder für unsere Jugendlichen und sehen es als Teil unseres Erziehungsauftrags an, ihr Bewusstsein für die Bewahrung unserer Erde zu stärken", begründet Feußner auf der Homepage der Initiative das Klimaengagement des KBBW.

Feußner hat früher in der Land- und Forstwirtschaft gearbeitet und kam nach der Wende aus Westfalen nach Sachsen-Anhalt. Ihm ist die Verbindung aus Ökonomie und Ökologie auch ein persönliches Anliegen – für das er notfalls kämpft. Als er 2010 als einer der ersten eine Holzhackschnitzel-Heizung installieren wollte, protestierten viele Menschen im Ort. "Sie hatten Angst vor dem Rauch", erinnert er sich. Und auch ein Darlehen sei damals schwer zu bekommen gewesen. Deshalb ließ der Geschäftsführer die Anlage durch einen Investor errichten und kaufte ihm die Wärme ab. Durch die Nutzung dieser umweltfreundlichen Energie konnten seit 2014 fast 6 Millionen Kilogramm C02 eingespart werden. Das hatte das KBBW 2019 anlässlich des Weltklimatags errechnet.

Die Pax-Bank: Ein Partner mit Mehrwert

Heute finanziert das KBBW solche Projekte meist mit Fördermitteln und aus dem Eigenkapital. Auf Kredite kann Feußner verzichten. "Aber wenn es um die Geldanlage geht, ist die Pax-Bank unsere Hausbank." Schon kurz nach der Gründung der Pax-Bank Filiale in Erfurt 1992 wurde das KBBW hier Kunde – und ist es bis heute geblieben. "Wir waren immer mit dem Service zufrieden, und die Pax-Bank bietet viele Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit an – ein konkurrenzfähiger Partner mit Mehrwert", sagt Feußner, der im Beirat der Filiale sitzt. Für diesen Mehrwert nimmt er gerne die einstündige Fahrt ins 100 Kilometer südlich gelegene Erfurt in Kauf.

Der umtriebige Sozialunternehmer plant schon die nächsten Projekte. So möchte er bald ein kleines Windkraftwerk in Betrieb nehmen, das der Einrichtung gespendet wurde. Und demnächst entsteht ein neues Gewächshaus – kleiner als das alte und mit Dreifachverglasung. Die Hackschnitzelanlage, die das vorhandene Gewächshaus beheizt hat, wurde vor ein paar Jahren durch eine Gasheizung ersetzt – leider, wie Feußner inzwischen bedauert. "Aber damals war Gas deutlich billiger als Holz, und es muss auch betriebswirtschaftlich sinnvoll sein." Schließlich bedeute Nachhaltigkeit auch, dass man mit den finanziellen Ressourcen ebenso effizient wirtschaftet wie mit den natürlichen.

30 Jahre Pax-Bank Erfurt

Bereits zwei Jahre nach dem Ende der Deutschen Demokratischen Republik gründete die Pax-Bank 1992 ihre Filiale in Erfurt, noch vor der Eröffnung der Berliner Filiale, um von dort die Kirche und ihre Einrichtungen in Mittel- und Ostdeutschland bei der Aufbauarbeit zu unterstützen. Die Pax-Bank ist seitdem ein verlässlicher Partner rund um das Thema Finanzen. Übergangsweise dienten die Räume des Bischöflichen Amtes Erfurt-Meiningen als Standort. Schon einige Monate später wurden die Geschäfte in die Regierungsstraße 56 verlagert und durch Bischof Dr. Joachim Wanke eingesegnet. 1999 zog die Filiale in ihren heutigen Standort am Herrmannplatz, direkt gegenüber des Bischöflichen Ordinariats. Seit 2011 leitet Tobias Hohenberger die Filiale.

Ihr Ansprechpartner bei der Pax-Bank

Tobias Hohenberger

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