"donum vitae erleichtert Frauen den Weg in die Beratung"

ca. 6 Minuten Lesezeit

05.09.2023

donum vitae wurde vor 24 Jahren von engagierten katholischen Christinnen und Christen gegründet, um Frauen in Schwangerschaftskonflikten zu beraten. Inzwischen hat der Verein sein Beratungsspektrum deutlich erweitert – und geht auch in der Ansprache neue Wege.

  • Im ländlichen Raum spielt die Digitalisierung des Angebots für Schwangerschafts(konflikt)beratungen eine besonders wichtige Rolle.
  • Die erweiterten Beratungsformate richten sich nach der Lebenssituation der Klientinnen und berücksichtigen auch kulturelle Unterschiede sowie Erkrankungen oder Behinderungen.
  • Die Mittel für das letzte Modellprojekt sind inzwischen aufgebraucht. donum vitae finanziert einen Teil seiner Arbeit über Spenden und Zustiftungen.

Nachdem die deutschen Bischöfe 1999 auf Anweisung von Papst Johannes Paul II. beschlossen hatten, keine Bescheinigungen mehr für Schwangerschaftskonfliktberatungen auszustellen, wurde der bürgerlich-rechtliche Verein donum vitae (Geschenk des Lebens) gegründet. Initiatorinnen und Initiatoren waren katholische und evangelische Christinnen und Christen sowie Menschen, die keiner Kirche zugehörig waren, aber die Sache unterstützen wollten.

Der staatlich anerkannte bürgerlich-rechtliche Verein berät seitdem bundesweit an mehr als 200 Orten Frauen, Paare und Familien in allen Fragen rund um Schwangerschaft und im Schwangerschaftskonflikt. Auf bundespolitischer Ebene setzt er sich dafür ein, unsere Gesellschaft familien- und kinderfreundlich zu gestalten.

In der Schwangerschafts(konflikt)beratung informieren die Beraterinnen die Frauen und Paare zu Möglichkeiten sozialer, materieller und finanzieller Unterstützung. Sie unterstützen bei der Bewältigung persönlicher Krisen und zeigen Perspektiven für ein Leben mit dem Kind auf, wenn es geboren wird. Die Schwangerschaftskonfliktberatung ist ergebnisoffen und unterstützt die Frauen dabei, für sich eine verantwortete und selbstbestimmte Entscheidung mit Blick auf die Schwangerschaft zu treffen. Der Verein setzt sich aktuell politisch dafür ein, dass im Schwangerschaftskonflikt das bisherige Schutzkonzept des Gesetzgebers und damit verbunden die verbindliche psychosoziale Beratung im Entscheidungsprozess erhalten bleibt.

Neue Wege in der Beratung

Inzwischen hat donum vitae sein Beratungsangebot deutlich erweitert. Der Verein bietet psychosoziale Beratung im Kontext von Pränataldiagnostik oder bei unerfülltem Kinderwunsch sowie Veranstaltungen zur sexuellen Bildung und sexualpädagogischen Prävention an und vermittelt konkrete Hilfe und Unterstützung. Mit fortschreitender Medizintechnik rückt besonders das Thema Pränataldiagnostik und damit verbunden der ethische Umgang mit dem Ergebnis pränataler Untersuchungen in den Blickpunkt der Beratung.

In den vergangenen neun Jahren hat donum vitae zudem drei bundesweite Modellprojekte gestartet, um den gewachsenen Herausforderungen in Folge gesellschaftlicher Veränderungen zu begegnen. Thematische Schwerpunkte waren dabei

  • Inklusion und Beratungsangebote in leichter Sprache,
  • Schwangerschaft und Flucht sowie
  • neue digitale Beratungsangebote für schwer erreichbare Zielgruppen.

Hürden abbauen

Porträt von Julia Seeberg, Bundesgeschäftsführerin des Vereins donum vitae.
Julia Seeberg ist seit November 2022 Bundesgeschäftsführerin des Vereins donum vitae, der Frauen und Paare rund um die Schwangerschaft berät.

Mit dem letzten Modellprojekt "HeLB. – Helfen. Lotsen. Beraten." hat der Verein seine Beratungszugänge in der Schwangerschaftsberatung so weiterentwickelt, dass die Hemmschwellen für schwer erreichbare und besonders vulnerable Zielgruppen gesenkt wurden. "Begonnen hatten wir im Mai 2019", erzählt Julia Seeberg, seit einem Jahr Bundesgeschäftsführerin von donum vitae. "Dabei spielte die Digitalisierung unseres Beratungsangebots, insbesondere im ländlichen Raum, eine besonders wichtige Rolle."

Die Beratungen für Frauen fanden unter höchsten Datenschutzstandards statt – individuell, zeitlich flexibel, ohne lange Wege zurücklegen zu müssen. Und auf Wunsch sogar mit einer zugeschalteten Dolmetscherin. Das Konzept wurde im Projektverlauf an verschiedenen Standorten vielfach erprobt und immer weiter optimiert, mit entsprechend geschulten Beraterinnen und der dafür notwendigen technischen Ausstattung. "Mit dem ersten Lockdown im März 2020 konnten wir direkt bundesweit mit der Videoberatung starten – obwohl wir das nun wirklich nicht geahnt hatten", so Julia Seeberg. Es war sozusagen die Feuerprobe.

Individuelle Ansprache

Im Rahmen des Projektes HeLB beschäftigte sich donum vitae mit der technischen Aufrüstung der Beratungsstellen für digitale Beratungen, der technischen und methodischen Qualifizierung der Beraterinnen und der Weitergabe neuer Vernetzungsideen für die Nutzung überregionaler Kompetenzen. Die daraus folgende Neugestaltung und Flexibilisierung der Beratungswege für Klientinnen und Klienten, das sogenannte Blended Counseling, wurde in eine Grafik überführt, die zeigt, wie die Beratung der Zukunft aussehen soll.

"Wir müssen genauer hinschauen, in welcher Lebenssituation sich die Menschen befinden, die unsere Unterstützung anfragen, und auf welche Weise sie am besten Zugang zu unseren Beratungsangeboten finden. Wir können nicht länger nur ein festes Angebot vorhalten und hoffen, dass die Ratsuchenden unabhängig von ihren sozialen, geografischen und finanziellen Rahmenbedingungen zu uns finden", erklärt Julia Seeberg. "Deshalb ging es bei diesem Projekt vor allem darum, die digitalen Formate und die aufsuchende Beratungsform in der Schwangerschaftsberatung zu etablieren."

Blended Counseling in der Schwangerschaftsberatung

Beratung angepasst an die individuellen Bedürfnisse der Klientinnen und Klienten.

Inklusion, Flucht, digitale Beratung

Der Verein donum vitae hat nicht nur die Erkenntnisse aus diesem, sondern auch aus den beiden vorherigen Bundesmodellprojekten in seine lokalen Beratungsstrukturen überführt und ist zum Teil noch immer dabei. Beim ersten Modellprojekt ging es um die Entwicklung passgenauer Beratungsangebote für Menschen mit Lernschwierigkeiten (Beratungsangebote in Leichter Sprache), beim zweiten um das Thema "Schwangerschaft und Flucht". donum vitae stellt inzwischen zahlreiche Erklärfilme mit mehrsprachigen Untertiteln und Informationsblätter in 13 verschiedenen Sprachen bereit. Zudem verfügen die Fachkräfte bei donum vitae über umfangreiche Expertise für zielgruppenorientierte Beratung (Interkulturalität, Behinderung, Lernschwierigkeiten, psychische Erkrankungen) sowie Qualifizierungen zum Umgang mit digitalen Formaten.

Julia Seeberg

Bundesgeschäftsführerin des Vereins donum vitae

Für unsere digitalen Beratungsangebote brauchen wir regelmäßig neue Lizenzen, Hardware sowie eine kontinuierliche Qualifizierung. Das muss jemand bezahlen.

Digitalisierung in der Beratung – eine Herausforderung

All diese Veränderungsprozesse sind noch im Gang. Das klingt einfacher als es ist. "Die umfassende Digitalisierung unserer Beratungsangebote zum Beispiel ist eine echte Herausforderung für uns", sagt die Geschäftsführerin. "Denn wir müssen die entsprechende digitale Infrastruktur vorhalten, insbesondere die Hardware und die Lizenzen für datenschutzsichere Beratungs-Tools, die wir regelmäßig erneuern müssen. Zudem braucht es für eine professionelle digitale Beratung auch eine gute technische und methodische Qualifizierung unserer Beraterinnen. Das muss jetzt, nachdem die Fördermittel aus dem Modellprojekt aufgebraucht sind, jemand bezahlen."

Denn die Beratungsstellen von donum vitae werden nur zu 80 Prozent aus Landesmitteln finanziert, manche erhalten noch aus regionalen Töpfen etwas Geld. Für 40.000 Einwohnerinnen und Einwohner in der Region ist eine Fachkraft in der Beratungsstelle vorgesehen. Insbesondere die Beratungsstellen im ländlichen Raum müssen immer wieder in ihren Netzwerken schauen, wie sie ihre Beratungen möglichst kostengünstig gestalten können, weil zum Beispiel staatlich anerkannte Dolmetscherdienste sehr teuer sind. "Es bleiben im Durchschnitt fast 20 Prozent an Kosten übrig, die wir aus Eigenmitteln stemmen müssen", sagt Julia Seeberg. "Daher sind wir für die Finanzierung unserer Arbeit unbedingt auf Spenden angewiesen."

Finanzielle Grundlage durch Stiftung

Dazu gibt es zum Beispiel auch eine donum vitae-Stiftung mit dem Zweck, "Initiativen und Aktionen zum Schutz des Lebens, des ungeborenen wie des geborenen, zu fördern", wie es in der Satzung heißt. Durch die Erträge des Stiftungsvermögens soll die Beratung von donum vitae eine tragfähige und dauerhafte Grundlage erhalten, um das Netzwerk für Frauen in Not für die Zukunft zu sichern.

Doch nicht nur in seinen Beratungsstellen tut donum vitae Gutes. Der Bundesverband des Vereins kümmert sich auch darum, das erworbene Know-how aus den Modellprojekten auf Kongressen und Fachtagungen an andere Fachkräfte weiterzugeben, auch aus angrenzenden sozialen Beratungsbereichen. Damit auch an anderer Stelle Veränderungen stattfinden können, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen helfen.

Im nächsten Jahr 25 Jahre alt: der Verein donum vitae

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