„Gott, sei mir gnädig!“ – Mit den Worten des 51. Psalms fleht ein Mensch in tiefer Angst angesichts des nahenden Todes um Gnade. Für diesen Moment, in dem Endlichkeit und Erneuerung aufeinandertreffen, fanden viele Komponisten Ausdrucksformen, die nach wie vor insbesondere in der Passionszeit zur Aufführung gebracht werden.
Ein herausragendes Werk darunter ist das neunstimmige „Miserere“ des Komponisten Gregorio Allegri, das seit seiner Entstehung im Jahr 1637 über zwei Jahrhunderte lang in jeder Karwoche in der Sixtinischen Kapelle erklang.
Als Auftakt ihres diesjährigen Passionskonzertes wählt die Kartäuserkantorei Köln unter der Leitung von Paul Krämer dieses imposante Werk und lässt es, inspiriert von der venezianischen Mehrchörigkeit, an verschiedenen Stellen im Raum erklingen.
Ebenso beeindruckend wirkt das „Crucifixus“ von Antonio Lotti, das als eigenständige Motette häufig aufgeführt wird. Die weniger bekannte vollständige Version „Credo in F“ für Chor und Streicher ist ein wahres Meisterwerk, das von den Interpreten häufig übersehen wird. Die Motetten der Renaissance und des Barock finden ihren Höhepunkt in den Werken Johann Sebastian Bachs, der mit der Motette „Komm, Jesu, komm“ eine doppelchörige und kontrapunktische Komposition erschuf, die in ihrer virtuosen Anlage Maßstäbe setzte.
Ein Zeitgenosse Bachs, der lange in dessen Schatten stand, ist Jan Dismas Zelenka. Heute wird er für seinen einzigartigen expressiven Stil und seine virtuos moderne Kompositionstechnik als Pendant zu dem großen Meister gesehen. Sein beeindruckendes „Miserere in c-Moll“ rundet das Programm ab. Ergänzt wird das Programm durch Instrumentalmusik der Barockzeit, gespielt vom renommierten Originalklangensemble l‘arte del mondo unter der Leitung seines Konzertmeisters Werner Ehrhardt.