Dass Begriffe wie Nachhaltigkeit und Verantwortung nicht zu leeren Worthülsen verkommen, dafür sorgt unter anderem der Ethik-Beirat der Pax-Bank. Einmal im Jahr berichten an dieser Stelle Prof. Dr. Ursula Nothelle-Wildfeuer, Vorsitzende des Beirats, und Vorstandsmitglied Hans-Bernd Kloth aus der Arbeit des Gremiums.
Ethik-Beirat
Der Nachhaltigkeit eine Lobby geben

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Das Selbstverständnis der Pax-Bank als christliches Unternehmen ist geprägt von dem Willen, einen fairen Ausgleich zu schaffen zwischen Rendite und gesellschaftlichem Nutzen. Dies strebt sie nicht nur für ihr eigenes Wirtschaften an, sondern sie möchte auch als Finanzdienstleister mit christlichem Wertefundament ihren Kundinnen und Kunden Möglichkeiten und Wege aufzeigen, wie dieser Interessenausgleich in ihren Finanzgeschäften gelingen kann. Im Kontext sich stetig ändernder Rahmenbedingungen gilt es, Mittel und Formen der Operationalisierung immer wieder auf den Prüfstand zu stellen und weiterzuentwickeln, damit die Passgenauigkeit von Weg(en) und Ziel stets gegeben bleibt. So hat sich die Arbeit des Ethik-Beirats der Pax-Bank im zurückliegenden Jahr darauf konzentriert, das Spannungsfeld zwischen karitativem Leitbild und marktwirtschaftlichen Gestaltungserfordernissen insbesondere bei Trägern kirchlicher Sozialarbeit näher zu untersuchen und vor diesem Hintergrund die Handlungserfordernisse für eine Kirchenbank im Geschäftsverkehr mit ihren institutionellen Kunden weiterzuentwickeln.
Dienst am Menschen
Die Spannungsfelder, in denen kirchliche Sozialeinrichtungen sowohl in der öffentlichen Wahrnehmung als auch im internen Handeln stehen, sind vielfältig. So sind die anwaltschaftlichen, das heißt die auf den Dienst am Menschen ausgerichteten Ziele mit den erwerbswirtschaftlichen Notwendigkeiten des Geschäfts-betriebs in Einklang zu bringen. Die einzelne Einrichtung ist dabei selbstständig und zunächst eigenverantwortlich tätig, wird in der öffentlichen Wahrnehmung und Diskussion jedoch mit Kirche und Caritas insgesamt verbunden. Diese fehlende Differenzierung führt zu (gegebenenfalls überhöhten) entsprechenden Erwartungen an ihr eigenes Verhalten und zu negativen Imagefolgen bei Grenzverletzungen und kritischem Verhalten anderer Einrichtungen oder kirchlicher Repräsentanten. Ein dem Menschen dienendes Leistungsangebot erfordert mitunter unternehmerische Entscheidungen, die mit den öffentlichen Erwartungen an eine kirchliche Einrichtung nicht immer korrespondieren – ein Spannungsfeld, das in der Diskussion um die „arme Kirche für die Armen“ an Dynamik gewonnen hat.
So haben zum Beispiel die sozialen Leistungsträger in der Alten- und Krankenpflege Refinanzierungsbedingungen geschaffen, deren technisch orientierte Standards sich oft nur schwer mit den ideellen Zielen der Einrichtung, nämlich der menschlichen Zuwendung in Pflege und Betreuung, in Einklang bringen lassen. Die einheitliche tarifliche Bindung der kirchlichen Träger begrenzt deren Gestaltungsspielraum im Wettbewerb mit Einrichtungen anderer, nichtkirchlicher oder privater Träger, sowohl in Bezug auf die regionalen Vergütungsstrukturen als auch auf eine stärkere Differenzierung nach Leistungsträgern im Unternehmen. Wirtschaftliches Agieren und ideelles Wirken stehen nebeneinander und konkurrieren gegebenenfalls bei der Kapitalallokation; es gilt, die Ressourcen dort einzusetzen, wo sie am dringendsten benötigt werden. Damit stehen konkrete Maßnahmen zur Linderung von Not und Hilfsbedürftigkeit neben dem Finanzierungsbedarf für Leistungserhalt und -ausbau – unter Umständen auch infolge wirtschaftlicher Fehlentscheidungen.
Ethisches Investment
Alles in allem gilt es, den primären Auftrag kirchlicher Einrichtungen, den Dienst am Menschen, sicherzustellen und zugleich das Wirtschaften als existenzielle Notwendigkeit und damit strenge Nebenbedingung möglichst widerspruchsfrei zu gestalten. Als Finanzdienstleister muss die Pax-Bank sich in ihren Unterstützungsleistungen dabei auf die Felder beschränken, die sie mitgestalten kann. Konkret möchte sie insbesondere durch ihr Förder- und Produktangebot ihre Kundinnen und Kunden unterstützen, ihre Finanzmitteldisposition und -anlage an ihrem individuellen Wertekanon auszurichten. Zusammen mit dem Ethik-Beirat wurde deshalb erörtert, wie die Bank ethischem Investment, das sie seit vielen Jahren bei Eigenanlage und Produktauswahl und -gestaltung praktizieren und auch bei vielen ihrer Kunden etablieren konnte, noch stärker eine Lobby und im öffentlichen Bewusstsein mehr Raum geben könnte.
Daneben bzw. ergänzend stand im zurückliegenden Jahr auch die Weiterentwicklung der Pax-Bank-Anlagekriterien zur Diskussion. Der Umgang mit Gottes Schöpfung – das heißt mit Mensch und Natur – soll in den Anlagekriterien deutlich stärker akzentuiert werden. So hat die Bank das Erscheinen der Orientierungshilfe „Ethisch-nachhaltig investieren“ zum Anlass genommen, ethisches Investment einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Die Broschüre, die gemeinsam von Deutscher Bischofskonferenz und Zentralkomitee der deutschen Katholiken herausgegeben wurde und an deren Erstellung die Pax-Bank neben anderen Kirchenbanken hat mitwirken dürfen, veranschaulicht eingängig den ethisch orientierten Investmentprozess. Kernpunkt ist neben Sicherheit, Liquidität und Rentabilität eine vierte Dimension: nämlich die Berücksichtigung christlicher Werte bei der Kapitalanlage, mit einem besonderen Fokus auf Umwelt, Soziales und Governance. Dabei wird der Mensch als Urheber, Mittelpunkt und Ziel allen Wirtschaftens verstanden. Neben der Gestaltung des technischen Auswahl- und Anlageprozesses gilt es insbesondere, eine dieser Mittelpunktstellung des Menschen entsprechende Anlagestrategie zu entwickeln und diese transparent und glaubwürdig umzusetzen.
Auf verschiedenen Informationsveranstaltungen hat die Pax-Bank Kernpunkte der Orientierungshilfe interessierten Zuhörern nähergebracht. Sie wird in Beratungsgesprächen mit institutionellen Kunden eingesetzt. Zugleich werden die aufgezeigten Gestaltungsmöglichkeiten für die Weiterentwicklung bestehender Kundenkonzepte genutzt.
Ganzheitliche Ökologie
Nicht zuletzt initiiert durch das jüngste päpstliche Schreiben „Laudato si“, das die Überbeanspruchung unseres Planeten und die Ungerechtigkeit gegenüber Armen als zentrale Wurzeln der aktuellen ökologischen Krise identifiziert und eine ganzheitliche Ökologie, die alle Facetten menschlichen Seins erfasst, sowie die Berücksichtigung des Gemeinwohls fordert, hat die Pax-Bank die Nachhaltigkeitskriterien für die ethische Geldanlage weiterentwickelt.
So werden die bisherigen branchenbezogenen Ausschlusskriterien um verhaltensbezogene Kriterien wie erhebliche Umweltverschmutzung, Einsatz ozonschädlicher Chemikalien, Korruption und Geldwäsche ergänzt. Auch negative Nachrichten über Umweltverschmutzung, Korruption, Menschenrechts- und Arbeitsrechtsverletzungen sowie betriebliches Fehlverhalten führen zum Ausschluss für eine Finanzanlage. Für die Selektion von Staatsanleihen wurden ein hoher Grad an Korruption, die fehlende Ratifizierung von Menschenrechtskonventionen oder ein existierendes Atomwaffenarsenal als Ausschlusskriterien ergänzt. Bei der Beurteilung von Forschungsaktivitäten im pharmazeutischen Bereich wird die Pax-Bank zukünftig die adulte Stammzellforschung fördern, weil diese dem Menschen dient, distanziert sich aber weiterhin von der embryonalen Stammzellforschung, da diese menschliches Leben zerstört. Mit dieser klaren Positionierung steht sie im Einklang mit amtskirchlichen Erklärungen und entsprechenden moraltheologischen Überlegungen.
Die Arbeit des Ethik-Beirats der Pax-Bank im zurückliegenden Jahr war somit nicht nur themenreich einschließlich einer kritischen Auseinandersetzung mit Kirche als Akteur im Wirtschaftsleben, sondern auch umsetzungsstark, weil sie viele Akzente für die Weiterentwicklung der Förder- und Finanzleistungen der Pax-Bank setzen konnte. Damit verbindet sich ein herzlicher Dank an alle Mitglieder des Ethik-Beirats für ihre engagierte Arbeit.