Die Vorteile des digitalen Klingelbeutels "Zeitgemäße Alternative ohne Bargeld"

domradio-Interview mit Dr. Klaus Schraudner

In der Kirche soll die bargeldlose Spende Einzug halten. Dafür hat die Pax-Bank einen digitalen Klingelbeutel entwickelt. Wie dieser funktioniert und was Gemeinden davon haben, erklärt der Vorstandsvorsitzende der Pax-Bank im Interview.  

 Die Vorteile des digitalen Klingelbeutels "Zeitgemäße Alternative ohne Bargeld" domradio-Interview mit Dr. Klaus Schraudner

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DOMRADIO.DE: Wie soll denn der digitale Klingelbeutel funktionieren?

Dr. Klaus Schraudner: Auf der einen Seite kann man Bargeld einwerfen, wie sie das heute auch können. Auf der anderen Seite aber kann man, wenn man mal kein Eurostück oder keinen Schein dabei hat, mit der Karte bezahlen. Man legt sie dafür auf den digitalen Kllingelbeutel, wählt einen Betrag unter sechs vorgefertigten Beträgen aus und spendet dann diesen Betrag.

DOMRADIO.DE: Etwas ähnliches haben die evangelischen Kollegen im Sommer schon ausprobiert. Orientieren Sie sich daran?

Schraudner: Ausprobiert wurde das schon vor zehn, 15 Jahren. Ich kann mich an erste Opferstöcke und ähnliches im Bonner Münster erinnern - das war vor zehn Jahren. Das ist keine neue Erfindung. In Skandinavien ist das der Standard, nicht die Ausnahme. Wir sind dabei, das jetzt auch bei Kunden, bei Pfarrgemeinden, die aktive Anfragen gestellt haben, zu testen. Teilweise in Abstimmung mit den evangelischen Kollegen.

DOMRADIO.DE: Das heißt, demnächst kann es passieren, dass ich in meiner Gemeinde sitze und ein digitaler Klingelbeutel an mir vorbei kommt?

Schraudner: Das wäre doch mal eine Sache, das kann passieren.

DOMRADIO.DE: Was passiert, wenn ich meine PIN vergessen habe?

Schraudner: Die brauchen sie gar nicht. Mit den neuen "kontaktlosen" Karten ist es möglich, bis zu 25 Euro ohne PIN zu bezahlen. Das heißt, Sie legen ihr die Karte quasi nur auf und können bis zu 25 Euro mit einer kurzen Bestätigung spenden.

DOMRADIO.DE: Sie sagen, Sie haben Anfragen von Gemeinden bekommen. Was habe ich als Gemeinde für einen Vorteil, wenn ich den digitalen Klingelbeutel benutze?

Schraudner: Er ist einfach zeitgemäß. Wir wollen mit dem digitalen Klingelbeutel nicht den normalen ersetzen. Das ist in keiner Weise die Zielsetzung. Das, was wir erreichen wollen, ist, eine zeitgemäße Alternative ohne Bargeld anzubieten. Aber es wird mit Sicherheit nicht zu einem kompletten Ersetzen des Bargeldes kommen.

DOMRADIO.DE: Möglicherweise gibt es dann noch Leute, die das gute alte Pling vermissen, wenn das Geld in den Beutel fällt. Arbeiten Sie da an einem akustischen Sound-Design?

Schraudner: Wir hatten schon mal überlegt, ob wir das vielleicht musikalisch untermauern sollten, das werden wir aber definitiv nicht tun. Die Bestätigung erfolgt nur über das Display und nicht über einen Ton. Ich muss ehrlich sagen, ich fände es auch schrecklich, wenn in der Kirche dann noch irgendwelche Klingeltöne erschallen.

DOMRADIO.DE: Denken Sie, dass in Zukunft mehr elektronisches Geld eingezahlt wird?

Schraudner: Ich glaube persönlich, dass wir - obwohl wir in Deutschland sehr an unserem Bargeld hängen - in Kürze relativ schnell auf diese schnellen und einfachen Bezahlmethoden umsteigen werden. Es wird aber mit Sicherheit nicht alle betreffen. Und dass das in der Kirche so schnell Standard wird, wage ich persönlich zu bezweifeln. Ich glaube, dass es über längere Jahre eine Ergänzung sein wird, die sukzessive an Volumen gewinnt, aber nicht die dominante und hauptsächliche Art des Bezahlens oder der Spenden in der Kirche sein wird.

DOMRADIO.DE: Stellt die Pax-Bank die digitalen Klingelbeutel den Gemeinden kostenfrei zur Verfügung?

Schraudner: Das überlegen wir derzeit noch. Wir sind noch in der Entwicklung. Wir wissen, dass es uns geringe vierstellige Beträge kostet und suchen jetzt noch nach Lösungen und Methoden, dass es für alle Seiten akzeptabel ist.

DOMRADIO.DE: Was wäre der finanzielle Vorteil für die Gemeinde?

Schraudner: Der finanzielle Vorteil ist natürlich, dass man auch von denen Spenden erhalten kann, die kein Bargeld dabei haben. Vom Verwaltungsaufwand ist es äußerst gering. Es ist wie die normalen Terminals, die sie bei einem Händler erleben, die sehr wartungsarm und verwaltungsarm laufen. Man muss ganz ehrlich sagen, dass Bargeld in Säcken, in Eimern und so weiter für Gemeinden sehr aufwendig ist.

Ich erlebe immer wieder, dass Gemeindemitglieder wirklich eimerweise Bargeld durch die Stadt transportieren. Das ist unter Sicherheitsaspekten sicherlich auch nicht die ideale Lösung. Neben des Gewichts, über das sich manche unserer Mitarbeiter nachvollziehbar auch immer wieder beschweren, erwarte ich auch hier, dass es einfacher wird.

DOMRADIO.DE: Lassen Sie uns ganz kurz neben dem elektronischen Klingelbeutel noch über den digitalen Opferstock sprechen. Den haben Sie ja auch in Planung. Wie sieht der aus?

Schraudner: Der digitale Opferstock ist ein stationäres Gerät, mit dem man mit Kreditkarten oder Karten spenden kann. Der Opferstock ist meines Erachtens eher eine Einrichtung für große Kirchen, die auch touristisch genutzt werden, wie etwa der Kölner Dom oder das Bonner Münster oder eine Wallfahrtskirche. Dort, wo viele Leute ein- und ausgehen, vielleicht auch Touristen, die eben häufig gewohnt sind, nicht mehr mit Bargeld zu bezahlen. Wir sind mit einzelnen Kirchen im Gespräch, aber wir rechnen damit, dass wir noch ein paar Wochen brauchen, bis es wirklich spruchreif ist.

Das Gespräch führte Uta Vorbrodt.
(DR)

domradio-Interview mit Dr. Schraudner

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